Kürnach – Semmelstraße: eine unendliche und vor allem unerquickliche Baustelle 2019

Kürnach – Semmelstraße: Manche Baustellen brauchen einfach sehr lange, andere wären besser niemals begonnen worden.

Datum: 31.10.2019.


Wohnraum fehlt überall. Die Gemeinden sind insofern gefordert, die entsprechenden Voraussetzungen für dringend benötigten Wohnraumbau zu schaffen. Unbebaute Grundstücke sind ohnehin Mangelware, nicht viel besser sieht es mit Grundstücken aus, die, obwohl (noch) bebaut, dafür geeignet sind.

Wohnraum innerorts anbieten zu wollen, ist insofern ein an sich sehr löbliches Ansinnen

Was sich aber nun seit über einem Jahr innerorts von Kürnach abgespielt hat, ist, weniger für mich, sicherlich mehr für die dortigen Anwohner und die zwei kleinen Läden (einer der beiden ist nunmehr umgezogen in Richtung ehemalige Apotheke) eine Zumutung gewesen.

Wenn man vorhatte, Kürnach für den Durchgangsverkehr via Semmelstraße zumindest vorübergehend nahezu zu sperren, man könnte es auch freundlich als Verkehrsberuhigung bezeichnen, dann darf man dieses Vorhaben als geglückt bezeichnen.

Weniger geglückt ist leider die durchweg belanglos wirkende Rendite-Architektur des Unternehmensgruppe Glöckle aus Schweinfurt, die sich gerne auch als „Komplettanbieter“ bezeichnet. Was hier an Planung in Auftrag gegeben und anschließend realisiert wurde, dürfte einem jeden Architekturstudenten die Schamesröte ins Gesicht treiben.

Hier hat der Kürnacher Gemeinderat letztlich die Schaffung von Eigentumswohnungen unter maximaler Beugung der innerhalb Kürnach anzutreffenden Dichte zugelassen

Die extreme Bebauung mit giebelständigen Häusern, die zur Straße hin „scheinheilig“ abgetreppt sind, hat mit sensiblem und vor allem vorbildlichen Bauen innerhalb einer gewachsenen Ortschaft nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Dass Kürnach innerorts noch nie besonders attraktiv war, kann hier nicht als Entschuldigung gelten. Im Sommer 1978 bin ich mir meinen Eltern in diesen Ort im Landkreis Würzburg gezogen. Hier waren die Grundstückspreise letztlich noch für Normalverdiener zu stemmen. Wirklich gefallen hat mir das damalige „Kaff“ Kürnach nicht. Aber, es hat sich in den letzten Jahren durchaus – zwar nur an wenigen Stellen – positiv entwickelt.

Dass man nach durchaus gelungenen Ansätzen innerorts derartige bauliche Verrenkungen auf diesem, sicherlich nicht ganz einfachen, Grundstück in der Semmelstraße zugelassen hat, ist für mich ein regelrechtes Armutszeugnis.

Über den Verunstaltungsartikel – Art. 8 BayBO – wäre eine derartige Belanglosigkeit sicherlich nicht zu verhindern gewesen, aber auf die Ausnutzung des Grundstücks hätte man als Gemeinde durchaus Einfluß nehmen können. Zudem gibt es ein Gestaltungshandbuch (Art. 81. BayBO) für den Altort Kürnach, offensichtlich wird es nicht konsequent genug angewendet.

Ich wage zudem folgende Prognose

Mit komplettem Rückbau der Baustelleneinrichtung und Bezug der ersten Wohnungen wird – trotz Tiefgarage für die Bewohner dieses neuen Komplexes – ruhender Verkehr in der Semmelstraße zuhauf blockieren und die Fahrbahn einengen.

Ich bin keineswegs gegen Verkehrsberuhigung, aber gegen Parkierungszustände, wie sie die Kürnacher Gemeinde nur allzu gerne zulässt.

Insofern musste ich heute beim Durchblättern des aktuellen Kürnacher Mitteilungsblatt (11/2019) schmunzeln, wie  – fast entschuldigend – vor Radarfallen gewarnt wird.

Das Problem im Kürnacher Ortskern sind meines Erachtens weniger die Raser, sondern die Parker, die ungeniert und unbestraft die Gehsteige zuparken. Man möchte den Gastwirten von Schwan und Stern schliesslich nicht in die Parade fahren und drückt seitens der Gemeinde halt alle Augen zu.

Auf eines freue ich mich allerdings:

Zur Weihnachtszeit 2019 wird nicht wieder scheinheilig ein übergroßer „Glöckle“-Baukran mit illuminiertem Weihnachtsbaum unseren Ort überstrahlen. Der Kran steht nunmehr im Nachbardorf Estenfeld. Dort macht sich der Schweinfurter Komplettanbieter am unteren Ortseingang zu schaffen. Sollen sich die Estenfelder in diesem Jahr darüber entzücken.

© Gerald Langer


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