Zusammenarbeit mit Jürgen Königer beim Würzburger Hafensommer wird nicht fortgesetzt
Der Hafensommer Würzburg in seiner bisherigen Form ist somit nach zehn Jahren Geschichte
Inhaltsverzeichnis
„Mr. Hafensommer muss gehen“ – so der Titel eines Beitrages von Manuela Göbel in der Main-Post-Ausgabe vom 27.10.2016.
Hier die Kernaussage ihres Artikels:
„Ich habe dem Stadtrat vorgeschlagen, die Zusammenarbeit nicht zu verlängern“, erklärt Al Ghusain.
Am Mittwochabend war dieser Beitrag bereits online, ein Freund machte mich darauf aufmerksam.
Eine Verlinkung dieses Beitrages und mein kurzes Statement auf Facebook löste einige Kommentierungen aus, die mich zum einen nachdenklich machen und zugleich recht deutlich erkennen lassen, wie die „Würzburger Szene“ tickt.
Mein Beitrag auf Facebook im originalen Wortlaut:
„Ich bin zwar sprachlos, aber keineswegs überrascht! Diese Entwicklung hatte sich bereits mit dem Alleingang von Kulturreferent und OB, der nachfolgenden Empörung des Stadtrates und insbesondere nach der spektakulären Stadtratssitzung im Februar abgezeichnet. Gute Nacht, Würzburg!“
Der Alleingang von Oberbürgermeister (CSU) und Kulturreferent (SPD) beim Hafensommer Würzburg
Der Oberbürgermeister und sein Kulturreferent hatten Anfang Februar 2016 am Würzburger Stadtrat vorbei, den Ausfall des 10. Hafensommers „beschlossen“.
„Trockendock-Arbeiten“ aufgrund von personellen Engpässen in der Verwaltung seien nötig, ließ man anschließend über den Künstlerischen Leiter (PM vom 8.2.2016) ausrichten, der zu diesem Zeitpunkt in den Vertragsverhandlungen mit Künstlern stand und Verbindlichkeiten für die Stadt Würzburg eingegangen war.
Lästige und unangenehme Nachfragen des Stadtrates zur finanziellen Situation des Hafensommers glaubte man wohl bei diesem taktischen Manöver geschickt umschiffen zu können.
Allerdings wurde von den Beteiligten bei dieser Aktion das Reaktionsvermögen des Würzburger Stadtrates unterschätzt.
Stadtratssitzung am 18.02.2016 – ein politischer Schachzug oder eine echte Überraschung?
Der übte umfassende inhaltliche Kritik, sprach sich dann aber mehrheitlich in einer aufgeregten Stadtratssitzung am 18. Februar 2016 für die Durchführung des Würzburger Hafensommers im zehnten Jubiläumsjahr aus.
Ein Kurswechsel wurde von einzelnen Mitgliedern des Stadtrates, unter anderem von Will Dürrnagel zum Beispiel mit dem Würzburger Shanty-Chor, angestrebt. Überhaupt würden viel zu wenige lokale Künstler beim Hafensommer Würzburg berücksichtigt werden.
Freundeskreis Hafensommer
Der Freundeskreis Hafensommer wurde unmittelbar nach der Stadtratssitzung ins Leben gerufen.
Gerade der Würzburger Kulturreferent begrüßte dessen Bildung.
Ich selbst habe an einigen Treffen des Freundeskreises teilgenommen, mich dann aus diesem Gremium frühzeitig überwiegend aus dem Grunde zurückgezogen, weil ich nicht erkennen konnte, dass all die offene und konstruktive Kritik, die dort geübt wurde, bei den beiden Empfängern – Kulturreferat Würzburg und Jürgen Königer – auch wirklich ankam.
Darüber hinaus wollte ich mir die nötige Freiheit in der Berichterstattung über den Hafensommer bewahren und mich nicht wissentlich in mögliche Interessenkonflikte begeben.
Nun bin ich natürlich gespannt, wie der Freundeskreis mit einem Hafensommer ohne Jürgen Königer umgehen wird, der als Programmverantwortlicher die Marke Hafensommer Würzburg ein Jahrzehnt lang inhaltlich geprägt hat.
Sponsoren Hafensommer Würzburg
Spannend wird zudem sein, wie sich all die Sponsoren, die der Künstlerische Leiter für den Hafensommer Würzburg begeistern konnte, künftig verhalten werden.
Besucherzahlen beim Hafensommer Würzburg
Ja, dem Hafensommer-Programm fehlten häufig die sogenannten Zugpferde. Wurden sie aber eingesetzt – Beispiele: Klaus Doldinger, Hubert von Goisern – war auch die Hafentreppe voll besetzt.
Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Künstler von diesem Format, die meines Erachtens auch in das bisherige Programm gepasst hätten.
Doch wird dazu ein deutlich höheres Budget benötigt, das allerdings nicht bereit gestellt werden konnte.
Der Hafensommer Würzburg und die lokale Musikszene
Ich habe de Hafensommer Würzburg primär nie als Bühne lokaler Bands betrachtet, sondern als eine willkommene Möglichkeit, mich mit der Musik auseinanderzusetzen, die mein Radar häufig noch nicht erfasst hatte.
Und die kommt eben regelmäßig nicht aus Würzburg, auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen, sondern sie ist irgendwo in der Welt daheim.
Jürgen Königer war derjenige, der über viele Jahre immer wieder großartige Künstler ins provinzielle und selbstgenügsame Würzburg gebracht hat.
Der Hafensommer war somit regelmäßig nicht nur für mich eine willkommene Möglichkeit, den Blick über den Tellerrand zu wagen und bisher Unbekanntes zu hören.
Würzburgs Kulturreferent Al-Ghusain hat den Hafensommer selbst immer wieder gerne als „Entdecker-Festival“ tituliert.
Gerade der finale Hafensommer bot wiederholt den Rahmen für einige Künstler aus der Region.
Ich möchte hier stellvertretend Karo und Daniel Biscan erwähnen.
Bloß, wo waren denn all die Würzburger an den Abenden ihres jeweiligen Auftrittes?
Etwas unbeständiges Wetter lasse ich hier nicht als „Entschuldigung“ gelten.
Möglicherweise erreichen nur wenige Würzburger Künstler den Würzburger Konzertbesucher in dem Maße, wie auch ich es mir erhoffen würde.
Insofern sah ich bisher die Bühne für regionale Künstler eher beim Umsonst-und-Draussen-Festival Würzburg und weniger beim Hafensommer Würzburg bisheriger Prägung.
Stadt Würzburg als Veranstalter
Die Stadt sollte künftig meines Erachtens überhaupt nicht mehr als Veranstalter auftreten, sondern sich konsequenterweise aus dem Thema komplett verabschieden.
Über Jahre hinweg war hinsichtlich der städtischen Subventionen des Hafensommers eine „Neidsituation“ unter den hiesigen Veranstaltern entstanden, die ein Stück weit sogar nachvollziehbar und berechtigt sein mag.
Ich setze momentan auf den Würzburger Stadtrat, der selten an einem Strick zieht, höchstens an dessen verschiedenen Enden.
Eine inhaltliche Einigung im Stadtparlament über eine neue Veranstaltungsreihe ist für mich bei aller Fantasie nicht vorstellbar. Konsens bestand bei den Parlamentariern nur darüber, mit dem bisherigen kulturellen Angebot des Hafensommers nichts bis wenig anfangen zu können.
Möglicherweise findet der Shanty-Chor nun doch noch sein Publikum im Hafenbecken? Auf der Arte Noah hat er im Juli 2016 in unmittelbarer Nähe der Hafentreppe bereits geübt.
Das Scheitern des Hafensommers Würzburg
Das Scheitern ist meines Erachtens auf eine langjährige unzureichende, vor allem wenig konstruktive Kommunikation zwischen dem Kulturreferat der Stadt und dem beauftragten Künstlerischen Leiter zurückzuführen. Ein tragfähiger Kompromiss zur Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit am Projekt Hafensommer konnte offensichtlich zwischen dem Kulturreferenten und Jürgen Königer nicht mehr gefunden werden.
Notwendige Kurskorrekturen zur Erhöhung von Reichweite und Besucherzahlen hätten dabei längst gemeinsam ergriffen werden müssen, wenn sie nach zehn Jahren als Gründe für die Entlassung Jürgen Königers herhalten sollen.
Die Besucherzahlen waren für mich in den letzten fünf Jahren immer wieder kritisch und hingen keineswegs mit der Sanierung der Kaimauer und mit dem temporären Ausweichen auf die Mainwiesen zusammen.
Resümee
Der Würzburger Hafensommer wurde im Februar 2016 bereits zu Grabe getragen. Die Reanimation seines Leichnams zum zehnten Jubiläum diente nur der vorübergehenden politischen Befriedung eines empörten Stadtrates.
Der Hafensommer, wie ihn der Freundeskreis bisher unterstützt hat, war zweifellos auch mit der Person des Künstlerischen Leiters und seiner Programmwahl verknüpft. Ich bin deshalb sehr gespannt, wie sich diese Interessengemeinschaft in den nächsten Wochen und Monaten verhalten wird.
Vor einer Kommerzialisierung habe ich persönlich keine Angst, solange sie mit einer passablen künstlerischer Qualität verknüpft wird.
Man hat doch gesehen, dass der finale Hafensommerabend 2016 mit Hubert von Goisern Wochen zuvor schon ausverkauft war.
Der konzeptionelle Ansatz, Würzburg im Kontext mit überwiegend erstklassigen, häufig auch unbekannten, Künstlern zu präsentieren, hat meiner Heimatstadt gut zu Gesicht gestanden, auch wenn der Hafensommer bis zuletzt rein zahlenmäßig hier nicht das Zielpublikum finden konnte, das er eigentlich verdient hätte.
music-on-net und der Hafensommer Würzburg
Einige Jahre durfte ich den Hafensommer Würzburg in Text und Bild begleiten. Er ist mir natürlich ans Herz gewachsen.
Ob mich eine neue Variante der Veranstaltung noch reizen kann, weiß ich heute noch nicht.
Auf jeden Fall begreife ich jetzt, warum ich all die Beiträge verfasst und die vielen Fotos geschossen habe.
Zum Erinnern an wirklich wunderbare Zeiten Ende Juli, Anfang August von 2012 bis 2016 am Würzburger Main.
Ein baldiges Statement von Jürgen Königer zur eingetretenen Situation sollte mehr Aufschluss über das traurige Ende dieser Ära geben.
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