Berlin: 5-tägige Städtereise (02/2023)

Berlin

Zeitraum: 06.02. – 11.02.2023
Kameras: Canon EOS M, überwiegend das iPhone12



Montag, 06.02.2023 (Anreise)

Nach ziemlich genau sechs Jahren bereise ich wieder einmal unsere Bundeshauptstadt. Möchte mich im Laufe der Woche ein bisschen im Stadtleben treiben lassen. Einen recht exakten Plan, wie in der Vergangenheit üblich bei meinen Städtereisen, habe ich dieses Mal nicht.

Ich reise mit der Deutschen Bahn. Der Sparpreis war so attraktiv, dass ich mir die 1. Klasse gegönnt habe. Die Hinreise verläuft reibungslos. Absolut pünktlich erreiche ich Berlin Hauptbahnhof.

Mit der S-Bahn steuere ich mein vorübergehendes Domizil bei meiner Lieblingscousine an, die mir Platz in ihrer Charlottenburger Wohnung angeboten hat.

Den Nachmittag verbringen wir mit Plauschen. So oft sehen wir uns ja auch nicht. Und dann sind da auch noch die vier Katzen, die sich an mich gewöhnen müssen.


Dienstag, 07.02.2023 (Kurfürstendamm, Humboldtforum, Museumsinsel, C/O Berlin)

Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg. Laufe den Kurfürstendamm von der Haltestelle Halensee bis zum Europa-Center hinunter. Ich lasse mir viel Zeit. Es ist knackig kalt, der Himmel blau. Am Zoologischen Garten gelingt es mir endlich, die Berlin Welcome Card zu erwerben. Das 4-Tages-Ticket in Kombination mit einigen Preisnachläsen bei Eintritten ist empfehlenswert.

Ich fahre in Richtung Berlin-Alexanderplatz, steige bereits bei den Hacke’schen Höfen aus. Dort sieht mittlerweile alles sehr geschniegelt aus. Der Alexanderplatz, den ich zu Fuß erreiche, ist derzeit allerdings eine riesige Baustelle.

Daher „flüchte“ ich schnell via „Unter den Linden“ mit dem Bus in Richtung Reichstag. Leider kann man die Kuppel und die Außenterrasse dort nicht so spontan besuchen, wie ich mir das bei diesem klaren Winterwetter gewünscht habe. Die Weitsicht muss heute famos sein.

Also nehme ich mir die Berliner Museumsinsel (James Simon Galerie) vor. Das Humboldtforum interessiert mich weniger, vielleicht etwas mehr als seinerzeit der längst abgerissene Palast der Republik, der für diese Art von Anpassungsarchitektur weichen musste.

Den ersten Preisnachlass genieße ich im C/O Berlin. Ein altueller Fernsehbeitrag der Öffentlich-Rechtlichen hat mich auf eine Ausstellung von Fotografien des Amerikaners William Eggleston nachhaltig neugierig gemacht. Diese Gelegenheit möchte ich mir nicht entgehen lassen.

Zusammenfassend darf ich feststellen, dass die Kombination der beiden Ausstellungen – William Eggleston . Mystery Of The Ordinary und Anastasia Samoylova . Floridas – ein Glücksgriff ist.

Eggleston arbeitet mehr spontan, „schießt sozusagen locker aus der Hüfte“, Schärfe und gerade gerückte stürzende Linien genießen keinerlei Priorität. Die Farbe, ein stückweit das Zufällige, der besondere Moment bestimmen seine Arbeitsweise. Er ist ein genauer Beobachter des Alltagslebens.

Alle Bilder der Ausstellung im C/O Berlin © Eggleston Artistic Trust . Courtesy Eggleston Artistic Trust and David Zwirne

Hier geht es zum Film, den Reiner Holzemer vor einigen Jahren über Eggleston gedreht hat.

Samoylova hingegen lässt sich bei der Motivwahl deutlich mehr Zeit. Ihre Aufnahmen sind technisch perfekt, von der Komposition tadellos. Ihre etwas kleinere Ausstellung ebenfalls sehenswert. Eine gute Beobachterin ist auch sie allemal.

Alle Bilder der Ausstellung im C/O Berlin © Anastasia Samoylova

Leider ist der Ausstellungskatalog von Eggleston derzeit vergriffen. Aber, ich bleibe dran.

Seht es mir nach, dass ich einige Tage später meinen Benutzernamen auf instagram auf mystery.of.the.ordinary umgestellt habe.

Nicht, dass ich auch nur annähernd in Eggleston’s Liga spiele. Aber der Titel der Ausstellung drückt sehr prägnant aus, was mich beim Fotografieren immer wieder beschäftigt:

Das Faszinierende des Gewöhnlichen, an dem wir häufig achtlos vorbeilaufen, weil wir es nicht wahrnehmen.

Begeistert und innerlich motiviert kehre ich danach zu meiner Lieblingscousine zurück.


Mittwoch, 08.02.2023 (Neue Nationalgalerie, Kulturforum, Sony-Center, Deutsche Kinemathek, Tempelhof)

Heute habe ich mir spontan folgende Ziele gesetzt:

Zunächst mit dem Bus zu Mies van der Rohes frisch sanierten Neuen Nationalgalerie. Leider ist die Frontpartie zur Straße durch ein überdimensioniertes Plakat – ist es am Schluss noch ein Kunstwerk? – verstellt. Ein vorübergehendes Verbrechen an dieser großartigen Architektur. Danach spaziere ich über das Kulturforum in das Sony-Center zum Aufwärmen.

Das Sony-Center ist derzeit eine Baustelle, zumindest im Innenraum. Hier wird sobald kein roter Teppich für die Stars der Berlinale mehr ausgerollt.

Ich besuche die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, die zur Zeit auch eine Sonderausstellung von Werner Herzog zeigt.

Dieses Museum wird in Bälde ebenfalls ausziehen, die wirklich interessante Dauerausstellung für Jahre nicht verfügbar sein, denn neue geeignete Räumlichkeiten fehlen.

Am Nachmittag fahre ich dann noch zum Gelände des geschichtsträchtigen Berliner Flughafens Tempelhof. Für die dortige Ausstellung habe ich keine Zeit mehr, die Führung hat auch schon begonnen. Der Außenbereich ist allerdings frei zugänglich. Es lohnt, sich diese große innerstädtische Freifläche anzusehen, um einen Eindruck von den Dimensionen des Flugfeldes zu gewinnen.

Nachdem es langsam dunkel wird, breche ich wieder zu meiner Lieblingscousine auf.


Donnerstag, 09.02.2023 (Potsdam, Friedrichstraße, Tränenpalast)

Für heute habe ich mir Potsdam vorgenommen. Mit der S-Bahn ist man einige Zeit unterwegs. Das Wetter passt. Vom Bahnhof Potsdam laufe ich zunächst in Richtung Stadt, besteige eine Straßenbahn, die mich in die Nähe des Eingangs „Grünes Gitter“ zum Park Sanssouci bringt.

Vorher kann ich noch einen Blick auf das Brandenburger Tor Potsdams werfen.

Ein ausgiebiger Spaziergang durch den winterfest gemachten Park schließt sich an. Ideal, um noch mehr zur Ruhe zu kommen.

Am Ende des Parks, beim Neuen Palais, angekommen, fahre ich mit dem Bus in die Stadt Potsdam zurück. Begebe mich dort in die attraktive kleinteilig bebaute Fußgängerzone der Brandenburger Straße, kehre auf eine Kartoffelsuppe mit sich anschließendem Espresso in ein Café ein.

Anschließend fahre ich mit der S-Bahn zurück nach Berlin. Bei der Haltestelle Friedrichstraße steige ich aus, erblicke den Tränenpalast und besuche die dortige Ausstellung, die ich sehr empfehlen kann.

Ich schlendere die verkehrsberuhigte Friedrichstraße bis zum Checkpoint Charlie hinunter. Eine nicht besonders attraktive, offensichtlich provisorische Gestaltung des Straßenraumes fällt auf. Vorfahrt vor allem für die Radfahrer. Als Fußgänger benutzt man besser nach wie vor die beiden Gehsteige.

Im Anschluss kehre ich nach Charlottenburg zurück.


Mein erstes Ziel soll die East Side Gallery in der Nähre der S-Bahnstation Warschauer Straße sein.

Graffities auf der ehemaligen Berliner Mauer reizen mich nach Jahren wieder einmal. Hier sind wir vor über 20 Jahren mit unseren Kindern interessiert vorbeispaziert. Heute sieht das Relikt eher armselig aus. Keiner braucht derzeit wegen der Straßenkunst vorbeizuschauen.

Ich fahre zurück in Richtung Brandenburger Tor. Durchschreite das Berliner Regierungsviertel, meist an der Spree entlang. Den Hauptbahnhof im Blick ergeben sich tatsächlich einige für mich neue Perspektiven.

Kehre am Nachmittag zu meiner Lieblingscousine zurück. Heute abend wollen wir in größerer Runde Essen gehen. Ein bisschen müde von der Pflastertreterei der letzten Tage bin ich heute schon auch.


Samstag, 11.02.2023 (Breitscheidplatz, KaDeWe, Europa-Center, Gedächtniskirche, Abreise)

Der Aufenthalt in Berlin neigt sich nun dem Ende zu.

Es waren schöne Tage. Auch mit dem Wetter habe ich Glück gehabt. Trotz Berlin Welcome Card habe ich doch einige Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Es hat mir insgesamt gut getan.

Vormittags gönne ich mir zum Abschluss einen Besuch des KaDeWe. Das Kaufhaus des Westens öffnet erst um 10:00. Tatsächlich hat sich vor dem Haupteingang schon eine Schlange gebildet.

Nun gut, ich lasse mich auf diese unerwartete Situation ein und stürme mit der Menge dieses legendäre Kaufhaus. Nach vielen Jahren bin ich mal wieder im Obergeschoß (Gastronomie- und Feinschmeckerbereich) unterwegs. Ein höchstinteressantes, aber ebenso recht teures, Angebot finde ich erwartungsgemäß vor.

Auch die Schreibwarenabteilung hat es mir mit ihren Edelfüllhaltern angetan. Kaufe nichts, bin aber dennoch begeistert von der gesamten Produktpräsentation. Die Energieversorgungskrise haben wir zwischenzeitlich auch überwunden. Im KaDeWe wird geheizt und beleuchtet, als gäbe es kein morgen.

Danach noch eine kurze Stippvisite im schräg gegenüberliegenden Europa-Center sowie ein kurzer Besuch der Gedächtniskirche mit ihrem schlichten Innenraum. Architekt Egon Eiermann hat hier mit der wabenartigen Glasfassade gezaubert. Angelockt wurde ich an diesem Samstagvormittag auch durch den Glockenklang.

Kurz vor 12:00 treffe ich wieder bei meiner Cousine ein.

Nach Brotzeit und Kaffee breche ich gegen 14:00 auf. Den erstaunlich schweren Koffer rolle ich zur S-Bahn-Station Halensee. Von da aus geht es zum Westkreuz und dann weiter zum Hauptbahnhof. Überpünktlich verbringe ich dort noch gute 45 Minuten, ohne mich zu langweilen. Ich fotografiere das dortige Treiben, ein ständiges Kommen und Gehen.

„Station To Station“ von David Bowie geht mir durch den Kopf.

Der ICE fährt nicht nur rechtzeitig um 15:28 im Hauptbahnhof Berlin ein, er ist anschließend auch störungsfrei unterwegs. In Fulda muss ich nochmals umsteigen. Die letzte halbe Stunde vergeht besonders schnell. Am Monitor verfolge ich die Geschwindigkeit und die erwartete Ankunftszeit am Würzburger Hauptbahnhof. Geplant soll der Zug um 19:28 in Würzburg ankommen. Für den Weg vom Bahn- zum Bussteig des Kürnacher Linienbusses blieben mir normalerweise gerade einmal zwei Minuten. Definitiv nicht machbar bei meiner Kondition und mit schwerem Gepäck.

Der ICE „verfrüht“ sich tatsächlich, läuft bereits um 19:23 in den Bahnhof ein. Ich muss mich dennoch beeilen, erreiche aber den gewünschten Bus zwei Minuten vor seiner Abfahrt.

Uschi ist auch gerade daheim angekommen. Sie war eine Woche beim Skifahren.

„Jedem das Seine!“


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