Martin Parr: Early Works – Fotografie Forum Frankfurt

Martin Parr Fotografie

Thema: Early Works
Zeitraum: 13.09.2024 – 05.01.2025
Ort: Fotografie Forum Frankfurt
Website (Künstler)

fff exh2024 MartinParr Mayor of Todmordens inaugural banquet England 1977 ©MartinParr Magnum Photos low - Gerald Langer
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Mein Bericht

Das Forum für Fotografie in Frankfurt widmet sich mit der Ausstellung Martin Parr: Early Works den frühen Arbeiten eines einflussreichen Fotografen unserer Zeit. Die kleine, aber feine Präsentation zeigt Werke aus den 1970er und frühen 1980er Jahren und beleuchtet die Anfänge von Parrs unverkennbarem Stil.

Es war die Zeit der analogen Fotografie mit all ihren – im Vergleich zu heute – deutlich eingeschränkten Möglichkeiten der nachträglichen Manipulation.

Der eigene, individuelle, fotografische Blick für den richtigen Moment spielte eine größere Rolle als heute, wo im Rahmen der Nachbearbeitung noch einiges (oder fast alles) korrigiert werden kann.

Die analoge Schwarz-Weiß-Fotografie forderte den Fotografen deutlich mehr.

Natürlich kann man nicht erkennen, wie viele Aufnahmen Martin Parr tatsächlich benötigte, um zu den hier ausgestellten finalen Fotografien zu gelangen, doch dürfte die Anzahl der nicht berücksichtigten „Schüsse“ überschaubar sein.

Gezeigt werden, soweit ich es überblicken konnte, sämtliche gerahmten Fotografien als Tintenstrahldrucke. Diese dürften auf hochwertigen Scans seiner Negative beruhen.

Die Körnigkeit der Fotografie, die Beschränktheit der damaligen Technik, bleibt dennoch sichtbar. Der inhaltlichen Qualität, dem britisch-ironischen Blick von Martin Parr, tut dies keinen Abbruch. Die Kollektion seiner Bilder wirkt authentisch und ringt dem auferksamen Betrachter sicherlich immer wieder ein Schmunzeln ab. Beim oben präsentierten Bild „Am Büfett“ fühle ich mich selbst ein stückweit ertappt.

Ein Blick auf die frühen Jahre

Martin Parr, bekannt für seine satirischen und oft grell inszenierten Fotografien, die die Absurditäten des Alltagslebens dokumentieren, begann seine Karriere in einer ganz anderen fotografischen Sprache.

Die frühen Werke, die in dieser Ausstellung präsentiert werden, unterscheiden sich von den späteren, eher farbgesättigten Bildern: Sie sind überwiegend in Schwarz-Weiß gehalten und zeigen eine ruhigere, introspektivere Seite des Künstlers als Beobachter des gesellschaftlichen Lebens in seiner Heimat Großbritannien.

Die Ausstellung umfasst Fotografien aus verschiedenen Projekten, darunter The Non-Conformists, eine Serie über das Leben in Hebden Bridge, einer kleinen Stadt im Norden Englands.

Die Arbeiten spiegeln Parrs Interesse an den sozialen Strukturen und Traditionen der Arbeiterklasse wider. Bereits hier wird seine präzise Beobachtungsgabe und sein Gespür für subtile Details deutlich, auch wenn der Humor, der später zu seinem Markenzeichen werden sollte, noch zurückhaltender ist.

Thematische Schwerpunkte

Die gezeigten Fotografien dokumentieren den Alltag und beleuchten die Schnittstellen von Tradition und Wandel in der britischen Gesellschaft der 1970er Jahre.

Parrs Fotografie fängt Menschen in Momenten der Stille, des Gebets, aber auch der Gemeinschaft ein. Dabei sind seine Kompositionen, auch wenn sie wie „Schnappschüsse“ wirken können, stets präzise und durchdacht, was ihnen trotz ihrer dokumentarischen Natur künstlerische Qualität verleiht.

Relevanz für die Gegenwart

Die Ausstellung bietet nicht nur Einblicke in die Entwicklung eines bedeutenden Fotografen des 20. Jahrhunderts, sondern lädt auch zur Reflexion ein:

Wie hat sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten verändert? Was ist geblieben, was wird bleiben?

Martin Parrs frühe Werke erinnern daran, dass hinter der Oberfläche seiner Arbeiten stets ein tieferes Interesse an der Menschlichkeit und ihren Facetten steht.

Gestaltung der Ausstellung

Die Präsentation der Werke im Forum für Fotografie ist minimalistisch gehalten, was den Fokus auf die Fotografien selbst lenkt. Die Hängung der überwiegend kleinformatigen Arbeiten ermöglicht es den Besuchern, Parrs frühe künstlerische Entwicklung nachzuvollziehen und den roten Faden seines Werks zu erkennen.

Fazit

Martin Parr: Early Works ist eine lohnenswerte Ausstellung, die nicht nur Freunden der Fotografie, sondern auch sozial- und kulturhistorisch Interessierten viel bietet.

Die Ausstellung ist ein Muss für alle, die sich für die Geschichte der Fotografie und die vielschichtigen Erzählungen hinter den Bildern interessieren.

Ich selbst ärgere mich nur, da ich einigermaßen unvorbereitet, es übersehen habe, die komplementäre Ausstellung von Martin Parr’s farbigen Fotos in der Leica Gallery Frankfurt im Anschluss anzusehen. Hier geht es zum virtuellen Gang durch die dortige Ausstellung.


fff exh2024 MartinParr Surrey Bird Club Surrey England 1972 ©MartinParr Magnum Photos low1 - Gerald Langer
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Pressetext

Frankfurt am Main, 12.09.2024 – Mit der Ausstellung MARTIN PARR. EARLY WORKS zeigt das Fotografie Forum Frankfurt (FFF) vom 13.09.2024 bis 05.01.2025 einen weiteren Höhepunkt im Jubiläumsjahr 40 JAHRE FFF.

Als Beobachter des Lebens ist der ironische und sozialkritische Blick des MAGNUM-Fotografen Martin Parr (*1952, Epsom, Surrey, GB) zu einem festen Bestandteil der Fotografiegeschichte geworden. Erstmals in Deutschland werden Bilder des britischen Fotografen präsentiert, die zwischen 1970 und 1985 entstanden sind.

Vogelclub-Aktivitäten im englischen Surrey, Pilgerfahrten zum Papst in Irland, Ferienorte und Dorfbankette sind nur einige der gesellschaftlichen Aktivitäten, die Martin Parrs erstes Interesse weckten. Mit einer Auswahl von mehr als fünfzig selten gezeigten Schwarz-Weiß-Fotografien konzentriert sich die Ausstellung im FFF auf die Feinheiten der unbemerkten Episoden des Alltags:

Ob es sich um die von lokalen Traditionen geprägten Gemeinschaften, das Straßenleben oder das unvergesslich wechselhafte Inselwetter handelt, Parr lässt uns immer zweimal hinschauen, um die humorvollen Seiten des Lebens zu würdigen.

Dazu gehören auch einige von Parrs eindrucksvollen Ansichten, wie die Szene am Buffet in »Mayor of Todmorden’s inaugural banquet« aus dem Jahr 1977, an dem sich hungrige Gäste Schulter an Schulter drängen, um die beste Speise nicht zu verpassen; oder zwei gläubige Katholiken, die 1979 in Dublin auf der Küchenleiter einen Blick auf Papst Johannes Paul II. erhaschen wollen; sowie tierische Protagonisten, wie eine Kuh, die wie ein Ausflügler am Hang von Glastonbury Tor posiert.

MARTIN PARR. EARLY WORKS wurde kuratiert von Celina Lunsford in enger Zusammenarbeit mit dem Fotografen und der Martin Parr Foundation.

Parallel zu der Ausstellung im Fotografie Forum Frankfurt ermöglicht die Leica Galerie in Frankfurt mit MARTIN PARR IN COLOUR (14.09.2024–05.01.2025) einen umfassenden Einblick in die Farbfotografie des britischen Dokumentarfotografen.

Bekannt für ihre kräftigen Farben und alltäglichen Szenen, sind berühmte Parr-Klassiker zu sehen, wie die auf einem Stuhl sitzende Frau, deren Gesicht von einer englischen Flagge verdeckt wird, oder die Fotografie einer Postkarte, die einen überfüllten Strand mit einem Preisschild zeigt. Ebenso ikonisch ist das Motiv des Schwans, der direkt in die Kamera blickt, als würde er eigens für das Foto posieren.

Auch Martin Parrs Farbaufnahmen zeigen Ausschnitte aus dem Alltag in überzeichneter und manchmal absurder Weise. Nostalgie oder Romantik scheinen auf den ersten Blick im Vordergrund zu stehen, doch seine Arbeiten haben hinterfragenden Charakter. Als Dokumentationen der Gesellschaft tragen sie zu deren Reflexion bei, indem sie auf komische und kritische Weise die Komplexität und Absurdität des modernen Lebens aufzeigen.

Beide Ausstellungen bilden zusammen einen sich ergänzenden Überblick über das breite Spektrum der Arbeiten von Martin Parr. Die Übertreibung und Zuspitzung – zwei seiner Schlüsselelemente – ziehen sich wie ein roter Faden durch seine frühen wie auch späten Fotografien und animieren den Betrachter, über soziale und kulturelle Themen nachzudenken und sich nicht nur an den ästhetischen Aspekten der Fotografie zu erfreuen.

Martin Parr (*1952 in Epsom, Surrey, GB) ist ein britischer Fotograf, der für seine scharfsinnigen und oft ironischen Dokumentationen des Alltagslebens bekannt ist. Parr studierte Fotografie am Manchester Polytechnic und begann seine Karriere in den 1970er Jahren. Sein Werk zeichnet sich durch die kuriose Darstellung sozialer Themen aus.

Zunächst in Schwarz-Weiß, wechselte er Mitte der 1980er Jahre zur Farbfotografie. Seit 1994 ist er Mitglied der renommierten Fotoagentur MAGNUM. Parr hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und seine Arbeiten werden weltweit ausgestellt und gesammelt. Neben seiner Tätigkeit als Fotograf ist er auch als Kurator und Sammler aktiv. Die 2014 gegründete Martin Parr Foundation hat seit 2017 ihren Sitz in Bristol.

Begleitend zur Ausstellung ist im FFF die Publikation »Early Works« erhältlich, die 2019 von der Martin Parr Foundation in Zusammenarbeit mit RRB Photobooks herausgegeben wurde.


Eckdaten zur Ausstellung

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN immer mittwochs, 17 Uhr im FFF ÖFFNUNGSZEITEN Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen

EINTRITT regulär 7 Euro, ermäßigt 4 Euro


PHOTO - Gerald Langer

Designed by Pixabay

Fotografie (Bildersammlung)

Hier gewinnt man einen Einblick in die Fotografie von Martin Parr.


Lies die Buchbesprechung „Chargesheimer“

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