Staatsarchiv Kitzingen: Kunst am Bau (2025)

Der Neubau des Staatsarchivs in der Großen Kreisstadt Kitzingen wird heute um Kunst am Bau ergänzt

Datum: 18.09.2025
Kamera: iPhone 15 Pro Max und Canon EOS R6 mit Canon RF 24-105mm F4L IS USM
Website: https://www.gda.bayern.de/die-staatlichen-archive-bayerns/


Inhaltsverzeichnis

Annäherung

In den Kitzinger Bleichwasen habe ich mein Auto geparkt. Den großen Parkplatz habe ich an diesem Donnerstagvormittag – zumindest bei Ankunft – ganz für mich alleine.

Ich nähere mich anschließend zu Fuß über die Nordbrücke dem Neubau des Staatsarchivs an.

Die versetzten Kuben zeichnen sich klar ab. Der Schattenwurf am frühen Vormittag betont die Plastizität der Baukörper. Auch den mobilen Kran, der heute nötig ist, um die Kunst exakt zu platzieren, kann ich bereits entdecken.

Der Himmel strahlend blau, die Temperaturen spätsommerlich. Ein besonders schöner Septembertag für ein besonderes Ereignis.

Die Kunst am Bau soll heute im künftigen Eingangsbereich des Staatsarchivs aufgestellt werden.

Und ich darf dabei sein.

20250918 Staatsarchiv Kitzingen Kunst am Bau © Gerald Langer 1 - Gerald Langer

Blick auf den Neubau des Bayerischen Staatsarchivs von der Nordbrücke Kitzingen aus


Understatement

20250918 Staatsarchiv Kitzingen Kunst am Bau © Gerald Langer 4 - Gerald Langer

Sehr fein und edel der Schriftzug neben dem Haupteingang.


Kunst am Bau

„Für den Freistaat Bayern ist Kunst am Bau ein integraler Bestandteil seiner Aufgaben als öffentlicher Bauherr. Sie ist ein wesentliches Element der Baukultur. Je nach Zweck und Bedeutung einer staatlichen Baumaßnahme stehen bis zu zwei Prozent der Baukonstruktionskosten für Kunst am Bau zur Verfügung. Die Beauftragung künstlerischer Leistungen erfolgt in der Regel durch Wettbewerbe, die von den Staatlichen Bauämtern ausgelobt werden.“

Quelle: https://www.stmb.bayern.de/buw/hochbau/bauenunderhalten/index.php


Aus dem Auslobungstext des Wettbewerbs

„….. Angedacht ist ein optisches und identitätsstiftendes Kunstwerk, das als Weg- und Weiterführung zwischen Eingang / Freiterrasse und dem Blick auf die Weinberge des Schwanbergs, eine markante Formation des Steigerwalds, fungieren kann.

Möglich ist auch eine Einzelinstallation am Eingang zur eindeutigen Adressbildung.

Eine Anbindung mit Medien (Wasser, Strom, …) ist nicht vorgesehen. Es gibt keine Beschränkungen bezüglich des verwendeten Materials und der Dimensionierung. ….“


Die Preisträgerin des Nichtoffenen Wettbewerbs

1. Preis

Sabine Straub, München

Mitarbeit: Eva Lenz, Martin Lersch, Dominik Mohr

Weitere Informationen:

https://www.stbawue.bayern.de/service/medien/meldungen/2024/staatsarchiv_kitzingen/index.html


Auszug aus dem Preisgerichtsprotokoll

„… Die Skulptur bietet in ihrer Transparenz und Dimension einen guten Gegensatz zum Baukörper. „Leicht“ und „Schwer“ bilden ein gutes Zusammenspiel mit der Architektur.
Die dynamische Form orientiert sich an einer Signatur, der Bezug zur Archivarbeit ist in abstrakter Form nachvollziehbar.

Trotz ihrer Filigranität zeigt die Skulptur eine große Präsenz im Eingangsbereich, ohne zu dominieren. Sie ist wie eine Handschrift selbst eigenständig und unverwechselbar. Die Erfahrbarkeit von Innen und außen wird begrüßt.

Die Farbe setzt ein eindeutiges Komplementär zum umgebenden Grün. Die Skulptur besitzt insgesamt eine hohe künstlerische Qualität und Eigenständigkeit. …“


Meine Wahrnehmung

Einige Wochen vor dem Ereignis wurde ich informiert, dass in dieser Kalenderwoche die Montage der Kunst am Neubau des Staatsarchivs in Kitzingen geplant sei. Zugesagt habe ich bei allem Interesse nicht sofort, sondern den Heilungsprozess meines gebrochenen Fingers ungeduldig abgewartet.

Nun bin ich also wieder fahrtüchtig und das Fotografieren funktioniert auch schon wieder ganz gut. Informationen im Vorfeld des heutigen Termins hatte ich ganz bewusst nicht eingeholt. Auch war ich nicht im Preisgericht vertreten.

Aber mein Herz schlägt, wenngleich ich seit bald einem Jahr nicht mehr dabei bin, bei aller Kritik am Apparat, noch immer für die Bayerische Staatsbauverwaltung.

Nach wie vor bin ich insbesondere an der Arbeit der Kolleg:innen in den Bauämtern interessiert und freue mich sehr darüber, dass ich noch ab und dann zu besonderen Anlässen eingeladen werde.

Heute möchte ich mich also überraschen lassen.

Kurz bevor der Tieflader mit „Erdinger“-Kennzeichen rückwärts das Gelände befährt, bin ich am Start. Auf der Ladefläche finden sich strahlend rot leuchtende Metallelemente. Das soll also die Kunst sein? Etwas zucke ich beim Anblick des Ladegutes schon zusammen. Kommt da noch was?

Nein, das Kunstwerk ist komplett. Es musste aus Gründen des Transportes zerlegt angeliefert werden und wird nach dem Abladen nach und nach zusammengeschraubt.

Bald treffe ich auf die Künstlerin, Sabine Straub aus München, aber mit fränkischen Wurzeln.

Wir reden kurz über ihre Arbeit. Ich versuche ihre geschaffene Skulptur in Form und Farbe einzuordnen und den konzeptionellen Ansatz nachzuvollziehen.

„Signature“ heißt dieses dreidimensionale „Krickelkrakel“. Der Duden schlägt exakt diese Schreibweise als richtig vor.

Schnell habe ich gewisse Assoziationen.

Mir fällt spontan der amtierende US-amerikanische Präsident ein, der, wenn er es geschafft hat, seine Unterschrift, die aussieht wie die Skyline von Manhattan, unter irgendein Papier zu setzen, die Unterschriftenmappe anschließend stolz anhebt, umher zeigt und dabei wie ein „Honigkuchenpferd“ in die Kameras und das anwesende Publikum grinst.

Doch ganz schnell zurück zur Kunst am Bau des Staatsarchivs in Kitzingen.

Eine völlig unleserliche, gute vier Meter hohe, „Signatur“ vor dem Neubau des Kitzinger Staatsarchivs passt erstaunlich gut.

Gerade die Luftigkeit in den Zwischenräumen der Stahlskulptur setzt einen adäquaten Kontrapunkt zur straffen horizontalen Gliederung der Fassade des Staatsarchivs, ohne dabei den Blick auf das Gebäude zu verstellen.

Ganz sicher wird der eine oder andere Betrachter an dieser Form Anstoß nehmen. Dafür ist Kunst, gerade im halböffentlichen Raum, nämlich auch da.

Ein Wegweiser für die Ortsunkundigen ist sie mit Sicherheit:

„Du hast das Ziel Staatsarchiv Kitzingen dann erreicht, wenn Du vor einem größeren Gebäude ein rotes Krickelkrakel siehst“.

Solange die Außenarbeiten am Gebäude noch laufen, wird die Skulptur geschützt. Ich freue mich jedenfalls darauf, nach Fertigstellung der Außenanlagen einen Blick auf Kunst und Architektur zu werfen.


Staatsarchiv Kitzingen
Die Künstlerin Sabine Straub während der Vorort-Montage

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Die Preisträgerin Sabine Straub vor ihrer „Signature“

20250918 Staatsarchiv Kitzingen Kunst am Bau © Gerald Langer 39 - Gerald Langer
Gottfried Kämpf (Staatliches Bauamt Würzburg) und die Preisträgerin als kritische Betrachter

Ankunft und Montage der Kunst am Bau des Staatsarchivs Kitzingen


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