Exkursion nach München – 12.02. bis 15.02.2018

(Architektur-) Exkursion nach München

Zeitraum: 12.02.2018 bis 15.02.2018

Beruflich bedingt bin ich in letzter Zeit recht häufig in München. Für Besichtigungen bleibt dabei wenig Zeit. Insofern war München für die tollen Tage über Rosenmontag und Faschingsdienstag kurzfristig gesetzt.


Montag, 12.02.2018

Mit der DB geht es um 8:05 vom Würzburg Hauptbahnhof nach München. Gegen 11:00 schlage ich beim IBIS-Hotel auf und kann auch gleich mein Zimmer beziehen. Am Nordrand des Olympiaparkes im Oberwiesenfeld gelegen, kann ich diese Bleibe, wenn man nicht allzu hohe Ansprüche hat, durchaus empfehlen.

Der erste Tag ist dem Olympiapark, dem Olympiadorf und dem Besuch der BMW-Welt gewidmet.

Resümee:

Der Olympiapark ist nach bald einem halben Jahrhundert noch immer eine wunderbare innerstädtische Synthese von künstlicher, aber natürlich wirkender Landschaft und  Sportstättenarchitektur. Was Günther Grzimek, Frei Otto und das Büro von Günter Behnisch hier geschaffen haben, ist Weltklasse – noch immer.

Diese Klasse hält der jüngst fertiggestellte Erinnerungsort an die Opfer des Attentats vom September 1972 bei weitem nicht. Als Einschnitt in einen Lindenhügel von Brückner & Brückner geplant und umgesetzt, wirkt dieser Ort merkwürdig gekünstelt. Er berührt zumindest mich nicht in dem erwarteten Ausmaße.

Ganz anders der Besuch der Connollystraße 31 im Olympiadorf. Hier fand die Geiselnahme statt. Das Haus war damals und ist heute noch die seltsam alltäglich wirkende Kulisse für einen Teil meiner Erinnerungen an die Olympischen Spiele 1972, die ich erstmalig recht ausführlich am heimischen Farbfernseher mitverfolgen durfte.

Das studentische Olympiadorf ist ebenfalls Erinnerungsort. Die Häuser sind allesamt neu, eine energetische Sanierung der Altbausubstanz erschien nicht sinnvoll.

Zu den Bildergalerien:
München – Olympiapark
München – Olympiadorf
München – BMW-Welt

Dienstag, 13.02.2018

Der Dienstag zeigt schon am frühen Morgen einen strahlend blauen Himmel. Auf geht es nach Fröttmaning zur Allianz-Arena. Ich bin bei Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt längst nicht alleine unterwegs. Fans aus aller Welt pilgern zum Fußball-Tempel des FC-Bayern München. Ach ja, der TSV 1860 München durfte bis 2017 auch hinein, bevor der Absturz dieses Münchner Vereins begann.

Ich allerdings bin alles andere als ein Fußball-Fan. Schaue mir nur EM- und WM-Spiele an. Vereinsfußball, schon gar nicht der des FC Bayern München unter seiner an Arroganz überschäumenden Führung, interessiert mich überhaupt nicht. Ich empfinde geradezu Verachtung für diesen Münchner Verein, der nichts als ein gut funktionierendes und prosperierendes Wirtschaftsunternehmen ist, dem genügend Anhänger blindlings hinterher laufen und dessen Geldreserven sowie die der Spieler willfährig weiter auffüllen.

Mit geht es in diesem Falle nur um die Architektur von Herzog & De Meuron, die ich schon unzählige Male beim Vorbeifahren von der benachbarten Autobahn wahrgenommen und dabei – auch im Vorbeifahren – fotografiert habe.

Die S-Bahn befördert mich zur Station Fröttmaning – gerade noch Kernzonenbereich des München ÖPNV (MVV). Treppe hoch und über einen Steg hinweg geht es zum langgestreckten Vorbereich des Stadions, das quasi dem Besucher seine lange Zunge ausstreckt, die sich heute vereist und mit Schnee bepudert präsentiert. Sehr viel öder kann der Umgriff eines Stadions wohl kaum aussehen. Verantwortlich zeichnet das durchaus renommierte Büro Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich, dessen Planung im Grundriss gestalterische Absichten sehr wohl erkennen lässt.

Der Erlebniswert aus der Perspektive des Besuchers geht allerdings nahezu gegen Null, einzig der Blick über die Autobahn hinweg zur Kläranlage mit den prägnanten Faultürmen der Architekten Ackermann und Partner sind auf dem Weg zur Allianz-Arena ein willkommener „Lichtblick“. Das Stadion kann man sehr wohl betreten, wenn man vorher auch die Ausstellung des renommierten Vereins besucht hat, den ich allerdings nicht mit einem Cent zu unterstützen bereit bin. Insofern bleiben nur Blicke von außen in die Bowl, die an diesem Vormittag weitgehend verschattet ist.

Der Weg zurück lässt mich dann doch etwas schmunzeln. Zu rechter Hand hat man die Betonbrüstungen über einige hundert Meter mit Hinweisen versehen, dass hier das Pinkeln nicht erlaubt sei. Ja, man kann sich die bierselige Stimmung der zugedröhnten Fußball-Fans nur allzu gut vorstellen. Diese Klientel wird natürlich mit einer solchen Vorgabe entsprechend umzugehen wissen. Vielleicht rührt daher auch die Nähe des Stadions zur vorgenannten Kläranlage. Insofern stimmt der städtebauliche Ansatz ja vom Grundsatz her.

Der Symbolhaftigkeit der Architektur der Arena tut dies alles keinen Abbruch.

Herzog & De Meuron haben hier eine Landmark mit großem Wiedererkennungswert in die Ödnis von Fröttmaning gesetzt, die ihren Reiz insbesondere durch Fernwirkung und durch ihre nächtlichen Lichtspielereien entfaltet und – soweit ich es überblicken konnte – samt Außenanlagen perfekt zu funktionieren scheint.

Behnisch Architekten sei ausdrücklich dafür gedankt, dass über das von mir grundsätzlich kritisch gesehene Urheberrecht des Architekten ein nachträglicher, vor allem zerstörerischer, Umbau des Olympiastadions in München verhindert wurde.

Der „Kaiser“ Franz Beckenbauer, seit Jahren im Visier von Steuerfahndern, hatte sich – ich will es kaum glauben – damals auch in die Debatte eines neuen Stadions für München eingeschaltet:

„Es wird sich doch noch ein Terrorist finden, der das Olympiastadion wegsprengt.“ (Während der Diskussion um ein neues Stadion in München). Quelle: Die Welt – online, 10.09.2015

Soviel zum Vorbildcharakter einer Fußball-Legende. Hier kann man nur noch den Kopf schütteln und sich fremdschämen. Offensichtlich hat der Kaiser als Fußballer den Ball zu oft mit dem Kopf gespielt.

Ein Stadionverbot für die Allianz-Arena bei Spielen des FC Bayern München dürfte mir nun sicher sein. Damit kann ich allerdings prima leben.

Nach dem Erlebnis in Fröttmaning geht es zurück in die Stadt, vorbei an der Sammlung Brandhorst, die Pinakothek der Moderne, hin zur Hochschule für Film und Fernsehen, wo ich mir in der Kantine einen kleinen Imbiss genehmige.

Danach laufe ich weiter zum Königsplatz mit neuem NS-Dokumentationszentrum und Lenbachhaus. Das Wetter an diesem Faschingsdienstag ist wunderbar geeignet, um sich an nach wie vor vorbildlicher Gartenarchitektur zu erfreuen. Der Hofgarten und auch der weitläufige Englische Garten sind daher willkommene Ziele, um die Qualitäten von München entsprechend zu genießen. Was für ein Ausklang des heutigen Tages.

Zu den Bildergalerien:
München – Allianz-Arena
München – Museum Brandhorst
München – Pinakothek der Moderne
München – NS-Dokumentationszentrum
München – Städtische Galerie im Lenbachhaus
München – Hofgarten
München – Englischer Garten

Mittwoch, 14.02.2018

Am Vormittag nehme ich mir das Quartier „Welfenhöfe“ vor. Der Sonnenstand passt, um die subtile Plastizität der Fassaden abzulesen. Verschiedene Architekten haben hier Hand angelegt – 03 Architekten, Stefan Forster, Hild und K Architekten und Peter Ebner. Für Architekten durchaus sehenswert, für die „normalen“ Münchenbesucher eher weniger. Abstecher zur ACAC-Zentrale mit der sehr attraktiven Fassade der Architekten Sauerbruch Hutton.

Am Nachmittag Besuch der Dachterrasse der Architekturfakultät – Café Vorhoelzer Forum in der Arcisstraße 21. Schöner Blick über München und die benachbarte Bebauung. Danach Ausstellungsbesuch im NS-Dokumentationszentrum. Man darf fotografieren. Die Innenarchitektur ist angenehm zurückhaltend, der Ausstellungsinhalt dominiert und zeigt die Ursprünge und Auswirkungen der NS-Herrschaft. Für München hatte Hitler ähnlich wahnwitzige städtebauliche Pläne wie für Berlin entwickeln lassen. Erschreckende Großmannssucht!

Zu den Bildergalerien:
München – Welfenhöfe
München – ADAC-Zentrale
München – Universität

Donnerstag, 15.02.2018

Das Wetter ist heute weniger freundlich, der Himmel verhangen. Als erstes Ziel habe ich mir in Parkstadt Schwabing, unter anderem mit Bauten von Helmut Jahn und HPP Architekten, gesetzt. Weitgehend offene Architektur. In die Schulungsräume von Microsoft kann man von außen hineinschauen und Präsentationen mitverfolgen. Bei Annäherung an die Gebäude von Amazon Deutschland werde ich freundlich – allerdings nicht von Alexa – darauf hingewiesen, die Gebäudeeingänge nicht zu fotografieren.

Danach gönne ich mir noch einen Abstecher zur Donnersberger Brücke und weiter zum Arnulfpark. Die dortige Grundschule von Hess Talhof Kusmierz, Lanz Architekten hat mich gereizt. leider sind Schulferien, das ohnehin mit Maschendraht abgeriegelte Areal nicht betretbar. Der wunderbaren Betonarchitektur tut dies keinen Abbruch. Sehenswert ist die Schule auch von außen allemal. Lanz Architekten haben für Mercedes transparente Architektur an der Donnersberger Brücke geschaffen.

Zum Abschluss meines Aufenthaltes in der Landeshauptstadt fahre ich zum Olympia Einkaufszentrum. In dieser unwirtlichen Umgebung hat ein 18-jähriger Amokläufer 9 Menschen umgebracht. Ein Mahnmal erinnert an das Attentat vom 22. Juli 2016.

Exkursion nach München - 12.02. bis 15.02.2018
20180215 – Muenchen – iPhone SE © Gerald Langer_51

In der bayerischen Hauptstadt scheint leider auch der Terror ein Zuhause gefunden zu haben.

Zu den Bildergalerien:
München – Parkstadt Schwabing
München – Areal Donnersberger Brücke


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