Das Post-Areal Würzburg
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Würzburg – Nach gut neunjährigem Stillstand der städtebaulichen Entwicklung des Post-Areals rückt dieses für die Würzburger Stadt durchaus wichtige Gelände wieder in den Fokus. Die Main Post hat letzte Woche in einem größeren Artikel über dieses Thema berichtet.
Mein Blick richtet sich in Anbetracht dieser Veränderung vor allem auf die Posthalle als bedeutende Veranstaltungsfläche in Würzburg. Selbstverständlich sind andere Mieter auf dem Areal ebenfalls betroffen.
Ein kleiner Exkurs zur Erinnerung und Beschreibung des status quo im Hinblick auf die Würzburger Veranstaltungskultur
- Kauf des Geländes durch die mfi Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbh & Co. Würzburg Arcaden KG, Essen, später Unibail-Rodamco, im Jahre 2003
- Danach Durchführung eines einstufigen, beschränkten Realisierungs- und Ideenwettbewerbes im Jahre 2006
- Überplant wurden im Realisierungsteil ein Einkaufszentrum (Arcaden) und der Umbau des Bahnhof-Empfangsgebäudes, im Ideenteil der Bahnhofsvorplatz, der zentrale Omnibusbahnhof und die östliche Pavillonzeile. Einige Arbeiten zeigten zudem interessante Ideen für den Bereich Kaiserstraße und ihre Anbindung an den zu überplanenden Bahnhofsvorplatz.
- Der Bürgerentscheid vom Dezember 2006 mit einem knappen Ergebnis gegen die Arkaden, letztlich gegen das Gesamtkonzept, führte zunächst zu einem kompletten Stillstand.
- Wäre der Landkreis Würzburg in diese Entscheidung überregionaler Bedeutung eingebunden worden, wäre das Ergebnis höchstwahrscheinlich anders ausgefallen, da die Stadt Würzburg unter dem Gesichtspunkt Attraktivität des innerstädtisch gebotenen Einzelhandels nur noch für die Bürger attraktiv war, die ihre Augen recht kritiklos durch die Fluchten der sogenannten Fußgängerzone schweifen ließen. Kurzum: Das ambitionierte und sicherlich streitbare Projekt wäre längst realisiert.
- Über die Notwendigkeit zusätzlicher Verkaufsfläche kann man durchaus unterschiedlicher Auffassung sein – damals wie heute. Gerade mit dem zunehmenden Internet-Handel verliert die Stadt mehr und mehr an Bedeutung als Warenumschlagplatz. Insofern darf man im nach hinein fast froh darüber sein, dass es zu keinen Arcaden in Würzburg gekommen ist.
- Nachdem auf dem Gelände nichts baulich entwickelt werden konnte, gab es insbesondere im Bereich der Posthalle selbst neue Untervermietungen.
- Seit dem Jahr 2008 wird die eigentliche Postverteilerhalle in ihren wesentlichen Flächen als Veranstaltungsfläche genutzt, die aus der Würzburger Kulturszene kaum mehr wegzudenken ist. Einige Male diente sie schon dem Africa-Festival und dem Würzburger Hafensommer als kurzfristiges Ausweichquartier bei extremen Wetterlagen.
- Auch das Immerhin (ehemals Haus der Sonne) ist als ehrenamtlich betriebener Jugend-Kulturtreff und Club nebst einigen Kreativ-Büros seit 2010 hier untergekommen.
- Vor allem die Musik-Veranstaltungs-Kultur hat sich an diesem zentral gelegenen Standort mit einem derart breiten Angebot etabliert, welches es ohne den – unter allein städtebaulichen Aspekten an sich nicht wünschenswerten – Stillstand in der Entwicklung des Post-Areals so sicherlich nicht gegeben hätte.
Vermieterwechsel mit Folgen für die Posthalle
Ein Wechsel des Vermieters ist für den Mieter zunächst im Hinblick auf eine mögliche Veränderung der getroffenen Mietpreisvereinbarung von Interesse. Es ist davon auszugehen, dass längerfristige Mietverträge vorliegen, zumal insbesondere die Posthalle im Hinblick auf den baulichen Brandschutz ertüchtigt werden musste, eine Deckenheizung in den letzten Jahren ebenfalls nachgerüstet wurde. Eine akute Gefahr für die gewohnte kulturelle Versorgung der Region besteht also derzeit nicht. Die bisher geäußerten Planungs- und Bauabsichten lassen allerdings aufhorchen.
Planungsüberlegungen
Man darf davon ausgehen, dass es auf Seiten des Käufers, der Würzburger Beethovengruppe mit ihrer Projektentwicklungsgesellschaft Bismarckquartier GmbH, konkretere Vorentwurfs-überlegungen gibt, wie man den geplanten Mix aus
- Wohnungen
- Hotels,
- Büros
- Nahversorgungseinrichtungen
dort realisieren könnte.
Inwiefern möglicherweise Veranstaltungsflächen in diesem ohnehin schon ehrgeizigen Nutzungsmix verträglich zu realisieren sind, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Dabei werden Themen wie weitgehender Substanzerhalt, teilweiser Rückbau oder Totalabriss der Posthalle sicherlich planerisch und im Hinblick auf Kosten und Wirtschaftlichkeit kritisch beleuchtet werden.
Die Änderungen in den Eigentumsverhältnissen bergen natürlich Gefahren für die lieb gewonnenen kulturellen Einrichtungen Posthalle und Immerhin. Auch alle anderen Mieter auf dem Gelände müssen vor Auslauf der Mietverträge sicherlich ebenfalls einen neuen bzw. vorübergehenden Ausweichstandort gefunden haben.
Was wird zudem aus dem im Hochhaus untergebrachten Bayerischem Rundfunk und der im Sockelgeschoss befindlichen Post?
Stellplatzproblematik
Die Erschließung mit dem PKW und die sich daraus ergebende Stellplatzproblematik stellt am Standort Post-Areal ohnehin eine Herausforderung dar. Möglicherweise kann man hier – wie im damaligen Wettbewerb vorgeschlagen – in Richtung Nordtangente ausweichen. Eine einfache Unterführung der Bahngleise ist ja schon vorhanden. Auch das zu sanierende, zu erweiternde bzw. neu zu bauende Quellenbach-Parkhaus wird wohl in die Gesamtüberlegungen einzubeziehen sein.
Neue Veranstaltungshalle für die s.Oliver Baskets
Ich wundere mich etwas über diese aktuelle Entwicklung, nahm ich doch eher an, dass die Würzburger Bader Wohnbau GmbH dieses Gelände übernehmen könnte, da eine neue Basketballarena mit Veranstaltungsnutzung auf dem Post-Areal über eine deutlich attraktivere Anbindung – zumindest mit öffentlichen Verkehrsmitteln – verfügt als der bisher ins Auge gefasste Standort am Berliner Ring.
Wünschenswertes Ziel: ein abgestimmtes Angebot an Veranstaltungsflächen
Eigentlich stehen die Zeichen für eine positive Entwicklung von Veranstaltungsflächen unterschiedlicher Größe und Qualität entlang des Ringparks – mittelfristig – durchaus gut.
Hier ein mögliches Szenario:
- Neue Basketball-Arena als Multifunktions-Veranstaltungs-Halle im Rückraum des Hotelturms an den Bahngleisen
- Etwas kleinere, durchaus „ruppigere“ Veranstaltungsräumlichkeiten weiterhin auf dem Post-Areal, auch als potentielle Ausweichmöglichkeiten für geplante und bereits laufende Freiluftveranstaltungen bei Schlechtwetter.
- Das CCW an der Friedensbrücke ist als Veranstaltungsfläche ohnehin vorhanden.
- Das Hafensommer-Gelände am Fuße des Heizkraftwerkes als weiter zu entwickelnde sommerliche Freispielfläche.
- Die Mainwiesen für die größeren Freiluftveranstaltungen Umsonst & Draussen und Africa-Festival.
Sind wir also gespannt, was sich in den nächsten Wochen und Monaten als konkrete Planung abzeichnen wird und welche (Bürger-)initiativen sich aufgrund dessen möglicherweise entwickeln werden.