Maria im Weingarten bei Volkach am Main (02.08.2025)

Michael feiert heute seinen Geburtstag nach.

Im Anschluss an unser gemeinsames Mittagessen in Köhler begeben sich die Gäste zu Maria im Weingarten. Ich muss zugeben, dass ich mich nicht erinnern kann, wann ich diese Kirche zuletzt (oder überhaupt schon) besichtigt habe.

Maria im Weingarten – Ein spirituelles und künstlerisches Wahrzeichen Volkachs

Am Rande des beschaulichen Volkach im nördlichen Franken erhebt sich auf einem Weinberg ein Bauwerk, das weit über die regionale Wallfahrtskultur hinausstrahlt:

Die Wallfahrtskirche „Maria im Weingarten“. Errichtet im Jahr 1525, spiegelt der historische Sakralbau eine Periode, in der das Spätmittelalter in die Renaissance übergeht – eine Zeit reicher kultureller und künstlerischer Blüte, die noch heute den Besucher fasziniert.

Doch weit bedeutender als der architektonische Rahmen ist das künstlerische Herzstück der Kirche, die berühmte Madonna-Statue von Tilman Riemenschneider aus dem Jahr 1523.

Eingebettet in die umgebende Landschaft

Schon der Weg zur Kirche Maria im Weingarten ist ein besonderes Erlebnis. Der spätgotische Sandsteinbau thront über den Weinbergen des Maintals und verbindet sich auf einzigartige Weise mit der umgebenden Natur. Die Architektur – mit ihrem gedrungenen Turm, den polygonalen Chorseitentürmen und dem schlichten, zweischiffigen Innenraum – ist typisch für die spätgotischen Landkirchen Frankens. Die Lichtführung, besonders während der Morgen- oder Abendstunden, inszeniert das steinerne Raumerlebnis, ein Phänomen, das nicht nur Gläubige, sondern auch Architekturinteressierte in seinen Bann zieht.

Kunstwerk von Tilman Riemenschneider

Im Zentrum des Kirchenraums steht die aus Lindenholz geschnitzte „Rosenkranz-Madonna“. Tilman Riemenschneider, einer der bedeutendsten Bildhauer der deutschen Spätgotik, schuf diese um 1523 ursprünglich für das Heilig-Geist-Spital in Würzburg. Die Madonna stand damals auf einem Altar, der vom Rosenkranzspitalbruderschaft gestiftet wurde. Im 17. Jahrhundert gelangte die Skulptur nach Volkach, wo sie seitdem als Herzstück der Wallfahrt verehrt wird.

Riemenschneiders Werk gilt als Meilenstein spätgotischer Schnitzkunst. Die Madonna, deren jugendlicher, weicher Gesichtsausdruck und das überlange Haupthaar die Eleganz der späten Gotik verkörpern, steht auf einer Mondsichel. Sie hält das Jesuskind in ihren Armen, das einen Rosenkranz greift.

Zwischen Frömmigkeit und Kunstgenuss

Die Rosenkranz-Madonna ist mehr als ein bloßes religiöses Objekt – sie ist ein Kunstwerk von europäischem Rang. Die Skulptur wurde lange Zeit bemalt, doch Restaurierungen legten die Ursprungssubstanz des Holzes frei – und gerade diese „Schlichtheit“ unterstreicht den künstlerischen Rang des Werks.

In der Kunstgeschichte steht die Madonna von Volkach exemplarisch für den Übergang von spätgotischer Schmuckfreude zu reformatorischer Schlichtheit.

Wallfahrt und Gegenwart

Zwar pilgern jedes Jahr tausende Gläubige nach Volkach, doch „Maria im Weingarten“ ist längst auch zum Kulturobjekt geworden. Das harmonische Zusammenspiel von Architektur, Natur und Kunst – die Kirche liegt eingebettet in die Weinterrassen des Mains – macht den Ort zu einem Inbegriff fränkischer Kulturlandschaft. Nicht nur Wallfahrer, auch Kunsthistoriker, Fotografen und Kulturreisende schätzen die Atmosphäre und die Qualität der künstlerischen Ausstattung.

Fotografische Impressionen

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