Mainfranken Theater Würzburg: Endlich mit Projektsteuerung

Tagebuch - Mainfranken Theater Würzburg

Mainfranken Theater Würzburg – eine schier unendliche Geschichte

Zum Bericht in der Main Post vom 23.09.2025

Quelle: https://www.mainpost.de/wuerzburg/stadtwuerzburg/wuerzburg-mainfranken-theater-wuerzburg-beauftragt-projektsteuerung-und-will-so-weitere-kostensteigerungen-vermeiden-111212256


Inhaltsverzeichnis


Sachverhalt

Der Würzburger Stadtrat hat in nicht-öffentlicher Sitzung die Beauftragung der Nürnberger Firma Pfaller Ingenieure mit der umfassenden Projektsteuerung für die Sanierung des Mainfranken Theaters beschlossen. Diese Entscheidung könnte möglicherweise einen bedeutenden Schritt darstellen, um die seit Jahren stockende und derzeit stillstehende Großbaustelle wieder voranzubringen.

Hintergrund der Projektsteuerung

Die Firma Pfaller Ingenieure ist bereits seit August 2025 am Projekt Mainfranken Theater tätig und soll nun dabei unterstützen, organisatorische Abläufe zu verbessern und alle Planungsbereiche zu koordinieren. Das Unternehmen übernimmt dabei die wichtige Aufgabe, den Überblick auf der Baustelle zu behalten und sicherzustellen, dass Bauzeiten und Kostenpläne eingehalten werden. Zusätzlich vermittelt die Projektsteuerung bei auftretenden Konflikten zwischen den verschiedenen Beteiligten.

Problematische Sanierungsgeschichte

Die Sanierung des Mainfranken Theaters entwickelte sich zu einer wahren Odyssee mit zahlreichen Rückschlägen. Das Projekt begann bereits 2018 mit einem ursprünglich geplanten Abschluss bis 2022 und geschätzten Kosten von 72 Millionen Euro. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus: Die Kosten sind mittlerweile auf 103 Millionen Euro angestiegen, und ein Abschluss der Gesamtsanierung ist frühestens für Ende 2029 geplant.

Ein schwerwiegender Rückschlag ereignete sich 2022, als das ursprünglich beauftragte Architekturbüro aus Hamburg Insolvenz anmeldete. Dieses Büro hatte zuvor auch die Projektsteuerung übernommen, weshalb nach dessen Ausfall neue Architekten gefunden werden mussten. Die neuen Architekten arbeiten sich aktuell noch in die komplexe Bauplanung ihrer Vorgänger ein.

Aktuelle Situation und Ausblick

Derzeit ruht die Baustelle im Zentrum von Würzburg, da die neuen Architekten zunächst die Arbeiten ihrer Vorgänger verstehen und bewerten müssen. Dieser Prozess dauert länger als erhofft, wie Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey mitteilte.

Die Finanzierung der Sanierung wird gemeinsam durch den Freistaat Bayern, die Stadt und den Landkreis Würzburg, den Bezirk Unterfranken sowie Stiftungsmittel und Spenden getragen.

Experten rechnen jedoch damit, dass die Kosten weiter ansteigen könnten. Eine neue Kostenschätzung soll im Oktober dem Stadtrat vorgelegt werden.

Bewertung

Meinen Ausführungen voranstellen möchte ich, dass ich keine Detailkenntnisse zu dieser Baumaßnahme habe, sich mein Wissen im Wesentlichen aus Medienberichten speist.

Dennoch traue ich mir eine Einschätzung zu.

Die Einschaltung einer externen Projektsteuerung durch die Stadt Würzburg kommt leider deutlich zu spät. Auch die Einschaltung eines neuen Büros für die Planung der technischen Ausstattung durch die Stadt Würzburg erfolgte bereits zu spät.

Zu glauben, dass diese Bauherrenaufgabe bei einer komplexen Baumaßnahme auf den Architekten übertragen werden kann, ist eine fatale Fehleinschätzung der Situation, die sich in erster Linie ebenfalls der Bauherr vorwerfen lassen muss.

Viele Architekten und Fachplaner möchten allerdings auch gar keine Projektsteuerung, da diese das Planerteam regelmäßig auf Defizite – fehlende oder fehlerhafte Leistungen in Bezug auf Kosten, Termine und Qualitäten – hinweist. Ohne Projektsteuerung kann man dem Bauherrn einfach besser „auf der Nase herumtanzen“, den klaren Blick auf den Stand von Planung und Baumaßnahme vernebeln.

Wenn man ein Projekt dieser Größenordnung wie den Um- und Erweiterungsbau des Mainfranken Theaters vernünftig abwickeln möchte, benötigt man andernfalls auf Bauherrenseite ein Team von wenigstens drei bis vier erfahrenen Baufachleuten, die darüberhinaus kaum andere Aufgaben wahrnehmen, sondern voll und ganz dieses Projekt begleiten.

Ich habe meine Zweifel, dass dieses Personal in irgendeiner Projektphase des Mainfranken Theaters auf Seiten der Stadt Würzburg je vorhanden war.

In einem erheblichen Maße werden beim Mainfranken Theater öffentliche Mittel, vor allem Fördermittel, in Anspruch genommen.

Im Regelfall ist es leider so, dass die Kosten für die Einschaltung eines Projektsteuerers nicht zuwendungsfähig sind, so dass öffentliche Bauherren, selbst, wenn sie personell erkennbar nicht auf die Durchführung derartig komplexer Baumaßnahmen eingerichtet sind, sich diese Kosten sparen wollen.

Hier liegt ein Grundproblem in der öffentlichen Förderung von Baumaßnahmen. Eigentlich sollten öffentliche Mittel nur denjenigen ausgereicht werden, die mit diesen Geldern auch – nach möglichst objektiver Einschätzung durch den Fördermittelgeber – sorgfältig umgehen können.

In dem üblicherweise praktizierten System werden – häufig politisch motiviert – alle Augen zugedrückt, da man die Defizite auf Seiten der Zuwendungsempfänger in der Regel kennt, aber eben auch möchte, dass die Fördermittel in der Region bleiben. Und, unendlich viele geeignete Projektsteuerer, die ihr Honorar wert sind, gibt es eben auch nicht.

Daher mein klares Plädoyer für die Einschaltung und finanzielle Förderung von Kosten für Projektsteuerer bei erkennbarer hoher Komplexität der Bauaufgabe.

Bei einer bundesweit angespannten Haushaltslage kann man sich derartige Katastrophen im Hinblick auf eine unkontrollierte Kosten- und Terminentwicklungen wie beim Mainfranken Theater Würzburg künftig nicht mehr leisten.

Im Artikel der Main Post vom 04.09.2018 – ein Gespräch mit Dirk Terwey – kann man erkennen, dass der konzeptionelle Ansatz für den Umbau des Theaters am alten Standort zudem von Bauzeiten ausging, die damals schon nicht realistisch waren. 19 Mio Euro an laufenden Kosten pro Jahr (Stand: 2018) zeigen auf, dass man bei der Verfolgung des Gesamtprojektes offensichtlich alle wirtschaftlichen Aspekte, ein stückweit leider auch die Vernunft, ausgeblendet hat.


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