Coronavirus: Sehnsucht nach Normalität auf der Alten Mainbrücke in Würzburg

Würzburg und das Coronavirus

Mein Standpunkt zur durchaus nachvollziehbaren Sehnsucht nach Normalität

„So lief der Brückenschoppen-Neustart“.
Ein Beitrag im Lokalteil der Main Post vom 22. Mai 2020

Coronavirus - Die Sehnsucht nach Normalität auf der Alten mainbrücke in Würzburg
Ein Mahner!

Coronavirus: Der Lockdown während der Coronapandemie wird nach und nach überwunden

Unter den Euro-Ländern insgesamt, aber auch zwischen den Bundesländern der Republik, ist gewissermaßen ein Wettstreit in Lockerungsmaßnahmen entbrannt. Der Lockdown wird in der Retrospektive von nicht unerheblichen Teilen der Bevölkerung in Frage gestellt, rechte Dumpfbacken verschaffen sich medial zunehmend Gehör. In den sogenannten Sozialen Netzwerken geht mittlerweile von diesen Personen eine ähnlich große Gefahr aus wie vom Virus selbst.

Dieses Video von Report Mainz bringt das Problem auf den Punkt.

Coronavirus: Vatertag im Landkreis Würzburg

Gestern war Vatertag, meine Frau hatte mich in den Kürnacher Schwan eingeladen und zuvor reserviert. Christi Himmelfahrt sollte der „Biergarten“, besser der Hofbereich des gutbürgerlichen Lokals, wieder öffnen. Am Hofzugang, das Lokal bleibt vorerst noch geschlossen, meldeten wir uns an, hinterliessen unsere Telefonnummer und wurden sodann zu den freien Tischen geführt, die unter Wahrung des 1,5 Meter-Abstandes aufgestellt waren. Das Essen wie immer gut, Bedienung freundlich, die Gäste diszipliniert, die innenliegenden Toiletten – Zugang jeweils nur eine Person – mit ausreichend Hygieneartikeln, nebst Desinfektionsflüssigkeit, bestückt. Dazu stapelweise richtige Handtücher, die danach alle gewaschen werden müssen. Das nenne ich nachhaltig und der Situation angemessen. Nicht, dass sie mir besonders gut gefällt, ein stückweit die neue Normalität.

Coronavirus: Brückenschoppen-Neustart als Experiment

Heute morgen schlage ich die Main Post auf, dies tue ich nur noch im Ausnahmefall, der heute vorliegt, da ich mir einen Brückentag gegönnt und somit Urlaub habe. Ansonsten erspare ich mir die regelmäßige Lektüre des Würzburger Lokalblattes.

Die Überschrift „So lief der Brückenschoppen-Neustart“ (Bericht von Manuela Göbel und Tim Eisenberger) weckte zusammen mit dem von Ulises Ruiz geschossenem Foto – eine Teleaufnahme, die natürlich auch den Abstand zwischen den Personen optisch verkürzt – meine Neugier.

Der seit Wochen, unter vielen anderen, verbreitete Hashtag #WirBleibenZuhause wird auf diesem Bild und in der sachlichen Beschreibung der Situation auf der Alten Mainbrücke zu einem neuen Würzburger Hashtag #wirwollenganzschnellindiealterealitaetzurueck.

Ich bin zugegebenermaßen ein ganz entschiedener Gegner des Brückenschoppens in der bereits zuvor gelebten und von der Stadt Würzburg geduldeten Form.

Coronavirus: Einräumung von Ausschankprivilegien im öffentlichen Raum

Für mich als geborenen Würzburger ist gerade dieser Ort sehr gut geeignet, das, was Würzburg ausmacht, zu spüren. Die Kommerzialisierung durch Einräumung von Ausschankprivilegien im öffentlichen Raum für die Gastronomiebetriebe Alte Mainmühle, Mainwein und die Vollkornbäckerei Köhler, ist mir deshalb ein Dorn im Auge und der Grund dafür, dass ich den an sich wunderbaren Ort Alte Mainbrücke seit Jahren zu den üblichen Verkehrszeiten grundsätzlich zu meiden versuche.

Coronavirus: Kommunalwahlsonntag 2020

Am 15. März 2020, dem ersten Kommunalwahlsonntag in Bayern, Ausgangsbeschränkungen waren greifbar, bot sich auf der Alten Mainbrücke, genau im Ausschankbereich, ein ähnliches Bild, wie man es heute in der Main Post betrachten kann. Die Stadt Würzburg duldete damals auch dies, während erhebliche Teile der Würzburger Bevölkerung ihre Stimme mit Bedacht bereits per Briefwahl abgegeben hatten. Die Konsequenzen des Virus für das gesellschaftliche Leben waren zumindest für die allermeisten Mitbürger zu diesem Zeitpunkt spürbar. Aber Deppen (und Verschwörungstheoretiker) gibt es leider auch im Raum Würzburg zuhauf.

Coronavirus: Ein Experiment

Abgesprochen sei das aktuelle „Experiment“, dem eine Evaluierungsphase nach dem Wochenende folgen soll, zwischen dem Oberbürgermeister (CSU) und den beiden Bürgermeistern (CSU und Grüne), dem Verwaltungsrat, dem Gesundheitsamt und der Feuerwehr.

Die „Würzburg-macht-Spass-Gesellschaft“ wird wieder einmal bevorzugt bedient. Am Ende finden in 2020 auch noch Weinparaden und ähnliches auf dem Marktplatz in Würzburg als erklärtes „Experiment“ statt, während die freien Kulturträger der Stadt nach wie vor auf dem Zahnfleisch robben und einige Gastwirte überlegen, ob sie unter den geltenden Bestimmungen, ihr Lokal noch wirtschaftlich führen können.

Würzburg macht Spass – leider längst nicht mehr allen!


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