Tattoo & Art Convention
Erfahrungen im Grenzbereich des gravierten Körperschmuckes bei der Tattoo & Art Convention in Grafenrheinfeld
Datum: 08.11.2014
Eigentlich will ich heute Abend vor allem die Kanadierin Layla Zoe, eine außerordentliche Bluesröhre, auf der Bühne live erleben. Ich bin sehr zeitig vor Ort und habe so auch die Möglichkeit, die festlichen Rahmenbedingungen, die 2. Schweinfurter „Tattoo & Art Convention“, kennenzulernen.
In Sachen Tattoos und Piercings bin ich gänzlich unbelastet, das Genre ist mir eher fremd, wenn ich von diversen rockigen Konzertereignissen oder vom Fussballgucken am heimischen TV-Gerät einmal absehe. Namhafte untätowierte Fuflballspieler scheint es kaum mehr zu geben. „Angie“, unsere Kanzlerin, die sich ab und dann in die Umkleidekabinen der Nationalmannschaft schleicht, dürfte genauer Bescheid wissen. Tattoos und Piercings sind also längst mitten in unserer Gesellschaft angekommen und keineswegs mehr die besonderen Insignien gesellschaftlicher „Outlaws“.
Die Maintal-Sporthalle im noch immer atomar aufgeheizten Grafenrheinfeld ist am Samstagnachmittag gegen 18:00 sehr gut gefüllt. Mit Fotorucksack auf dem Rücken komme ich gerade so zwischen den verschiedenen Austellern, die ihr Kunsthandwerk live am lebenden Objekt praktizieren, vorbei.
Für viele Kundinnen und Kunden ist es nicht das erste Mal, dass sie sich stechen lassen
Aber die meisten haben eben doch noch einige unbearbeitete Körperstellen, die hier freigelegt und anschließend einer Aufhübschung unterzogen werden.
Andere haben sich schon längst zum Gesamtkunstwerk veredeln lassen. Einige wenige haben – zumindest aus meiner Sicht – ästhetische Grenzen längst überschritten und ihr Äußeres durch Tattoos und diverse Metallteile im Gesicht bewusst nach und nach zerstört.
Gerade diese Extrema werden mich noch einige Zeit weiterbeschäftigen. Genauso wie die auf dem Rücken liegende junge Frau, die sich ihre Bauchfläche tätowieren lässt, während ihr Partner ihr Hand und Kopf hält. Einige Tränen kullern ihr schmerzbedingt seitlich aus den Augen.
Wir leben nicht nur in einer multinationalen, sondern eben auch in einer multikulturellen Gesellschaft, die uns immer mehr Toleranz abverlangen wird. Ich jedenfalls habe als Untätowierter Toleranz bei der Tattoo & Art Convention erfahren.
Nur freundliche Menschen – das ist bei uns längst nicht überall so! Aber tätowieren lasse ich mich dennoch nicht. Nicht wegen der Schmerzen, sondern vor allem wegen der Irreversibilität des Eingriffs.
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