Das Phantom Walter Moers
Thema: Die komische Kunst des Walter Moers
Zeitraum: 01.02. – 15.06.2025
Ort: Caricatura Museum Frankfurt am Main
Website (Museum)
Inhaltsverzeichnis

Update: Mein Besuch der Ausstellung am 19.02.2025
Der nachfolgende Pressetext hat mich doch sehr neugierig gemacht, so dass ich dem Besuch der Ausstellung in Frankfurt nicht widerstehen konnte.
Ich wähle bewusst einen Termin unter der Woche, nachdem der Besuch der Loriot-Ausstellung am selben Ort vor ziemlich genau einem Jahr zu extrem langen Warteschlangen vor dem Eingang geführt hatte.
Diese Erfahrung mache ich an diesem Mittwoch nicht. Ich quere die Straße und stehe sogleich vor der Kasse. Die Ausstellung ist unter der Woche gut besucht, von wirklichem Gedränge kann allerdings nicht die Rede sein.
Ich bewege mich zunächst langsam und genüsslich durch das Eingangsgeschoß. Hier hängen die Arbeiten dicht, meines Erachtens an einigen Stellen zu dicht. Vor allem halte ich das stellenweise anzutreffende Übereinanderhängen zusammengehöriger Bilder – häufig Skizze und ausgearbeitetes Bild – für kritisch. Man muss schon deutlich beweglicher in Hüften und Knien sein, als ich es noch bin, um die Details erkennen zu können. Die Beleuchtungssituation ist an manchen Stellen der Ausstellungsfläche zudem nicht besonders gut.
Im Obergeschoß werden Moers‘ Arbeiten in Vitrinen präsentiert. Einige Bilder hängen an der Wand, wie man es schon bei anderen Ausstellungen an diesem Ort praktiziert hat.
Lohnenswert ist die Ausstellung allemal, selbst wenn man kein ausgesprochener Fan von Walter Moers ist, was bei mir zutreffend ist.
Der Künstler schafft es, zum einen mit nur wenigen Strichen seinen Figuren Ausdruck zu verleihen, zum anderen zeigen seine Tuschezeichnungen eine unglaubliche Präzision und eine ausgesprochene Liebe zum Detail.
Auch die Karikatur ist eben Kunst.
Einige fotografische Impressionen















Pressetext
Mit Käpt’n Blaubär, das Kleine Arschloch, Adolf, die Nazi-Sau und Hildegunst von Mythenmetz schuf Walter Moers Ikonen der Komischen Kunst.
Ob in der Buchhandlung im Fernsehen oder im Kino: Moers feiert seit mehr als 30 Jahren große Publikumserfolge bei Jung & Alt.
Die neue Ausstellung des Caricatura Museum Frankfurt lädt ein, das facettenreiche Œuvre des Comic-Kultzeichners, Drehbuchautors und Romanciers zu entdecken.
Walter Moers selbst gilt als Phantom unter den Künstlern. Wenig ist aus seiner Biografie bekannt, öffentliche Auftritte scheut er. Verbürgt ist sein Geburtsjahr 1957 und sein Geburtsort Mönchengladbach. Zudem, dass er das Abitur abbrach und lieber in der Stadtbibliothek Bücher von Autoren las, die ihn bis heute beeinflussen.
Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter anderem als kaufmännischer Lehrling, begann Moers zu schreiben und zu zeichnen.
Im Comic-Fanzine PLOP publizierte Moers erstmals einen Comic. Weitere erschienen im Kindermagazin Der bunte Hund, im Literaturmagazin Der Rabe und in den Satiremagazinen Kowalski und TITANIC. Für letztere zeichnete er u.a. 2001 – 2002 einige
Folgen von Deadman, dem toten Superhelden.
Zudem arbeitete Moers bereits in den 80er Jahren für das Kinderfernsehen: Für die Sendung Unser Sandmännchen verfasste er Drehbücher, für Wolff und Rüffel entwickelte er die Figur des Prof. Dr. Schimauski. Mit Käpt’n Blaubärs Seemannsgarn schrieb er gemeinsam mit dem Filmemacher Rolf Silber und dem Autoren Bernhard Lassahn TV-Geschichte. Das Trio zeichnete sich für die erste Staffel der Serie mit 104 Folgen verantwortlich (Erstausstrahlungen 1991 – 1992).

Moers schrieb zudem das Drehbuch zum Zeichentrickfilm Käpt’n Blaubär – Der Film, der 1999 erschien. Für ein eher jugendliches und erwachsenes Publikum entwickelte er die fiktive Figur des „größten Lügenbären aller Zeiten“ weiter: Mit 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär schuf er 1999 zudem den ersten von vielen folgenden Zamonien-Romanen.
Völlig konträr zum liebevollen Käpt’n Blaubär mit seinen absurd-witzigen Seemannsgarn-Erzählungen erscheint die zweite große Moersche‘ Kultfigur. Schon im Namen steckt reine Provokation: das Kleine Arschloch.
Ein politisch inkorrekter, respektloser und vulgärer kleiner Junge, der schamlos jedes Tabu bricht. Bereits in den späten 80er Jahren entwickelte Moers die Figur, die erstmals im Satiremagazin Kowalski publiziert wurde. 1990 erschien der erste Comic-Band, dem viele folgen sollten. 1997 feierte Kleines Arschloch Kino-Premiere. Die Fortsetzung folgte 2007 mit Das kleine Arschloch und der alte Sack. Beide Drehbücher stammen aus der Feder von Moers.
Auch Adolf, die Nazi-Sau gehört zum provokanten Ensemble des Moerschen‘ Werks. Nach einem ersten Auftritt in einer Kurzgeschichte, die 1997 in der TITANIC veröffentlicht wurde, erschienen 1998, 1999 und 2006 drei eigenständige Bände. In der absurd grotesken Handlung wird die historische Figur satirisch überzeichnet und entmythisiert. Hitler schrumpft in Wort und Bild zur Witzfigur, die naiv, ohnmächtig und hilflos seiner Umwelt gegenübersteht.
Seit der Jahrtausendwende widmet sich Walter Moers seinen großen Roman-Projektenund arbeitet seine Geschichten rund um den fantastischen Kontinent Zamonien weiter aus. Bislang erschienen elf Romane, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden, zwei Graphic Novels und in Zusammenarbeit mit der Kunsthistorikerin Anja Dollinger ein Zamonien-Lexikon. Dabei gibt der ohnehin so öffentlichkeitsscheue Walter Moers sich nicht einmal selbst als Autor aus, sondern als bescheidener und durch den Autoren ständig herabgewürdigter Übersetzer und Illustrator der Werke des (natürlich fiktiven) Hildegunst von Mythenmetz aus.
Ein Spiel der Identitäten, fortgeführt u.a. auch in den humorigen Drachengesprächen (Kurzfilm 2007) und weiteren amüsanten Veröffentlichungen, wie zum Beispiel das
Streitgespräch des Autors Mythenmetz mit seinem Übersetzer Moers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (2007).
Die Romane sind ein Kaleidoscope der komischen Stilmittel, phantasie- und liebevoll gestaltet – vom Einband bis hin zum Lesebändchen. Text, Bild und Schrift sind kongenial
verschränkt, führen fort oder ergänzen sich: Das in einer einmaligen Art und Weise und einem wohl bislang nie dagewesenen Umfang. Detailreiche Zeichnungen porträtieren die zamonische Flora und Fauna, detaillierte Karten und Stadtansichten verorten die Schauplätze des fantastischen Kontinents; Schrifttypen- und -schnitte betonen den Inhalt; Marginalien, Fußnoten und enzyklopädische Anmerkungen tragen zum Schein der
Hochliteratur bei.
Die Komplexität des Zamonien-Zyklus ist attraktiv für ein breites Publikum. Hinter der auf den ersten Blick erkennbaren Komik, verbirgt sich der fein- und hintergründige Humor Moers‘.
Hier warten die vielen kulturhistorischen Anspielungen und Zitate, die zahlreichen Satiren und Parodien klassischer und popkultureller Meisterwerke sowie die intertextuellen und interpikturellen Bezüge auf ihre heitere Entschlüsselung. Auch aktuelle Themen wie Jugendwahn und Midlife-Crisis, Veganismus, Geschlechtsumwandlung, Pflegenotstand oder Altersarmut sowie Kritik an der Buch- und Musikbranche finden sich in den Romanen wieder.
Und Moers‘ kindliche Freude an Wortspielereien und (lautmalerischen) Wortschöpfungen machen einfach nur Spaß. Zudem zeigt sich der Künstler in den Romanen als begnadeter Porträtist der zamonischen Daseinsformen.
Nicht zuletzt stellte er diese Kunst auch mit der Herausgabe der Graphic Novels zum Beststeller der „Stadt der Träumenden Bücher“ gemeinsam mit dem Illustrator Florian Biege und mit der Umsetzung mancher Figur als Maquette zusammen mit Carsten Sommer endgültig unter Beweis.
Dass er ein ideenreicher und experimentierfreudiger Künstler ist, zeigen auch seine unabhängig von den Bücherreihen erschienen Publikationen: Mit Die Wilde Reise durch die Nacht verkehrt er den eigentlichen Schaffensprozess um und erfindet nach den Holzstichen von Gustave Doré die traumwandlerische Reise des 12-jährigen Gustave durch die Sagenwelt.
2002 machte er mit seinem Moerschen „Der Fönig“ auf sich aufmerksam: Viel albernes und klamaukiges in Wort und Bild sowie der aberwitzige Konsonanten-Tausch („Kasse dich furz“) tragen zur Komik dieser Märchenparodie für Erwachsene bei.
Zuletzt veröffentlichte er 2024 den Band Edward Gorey – Großmeister des Kuriosen, ein Kompendium durch die Welt des Autors und Illustrators zum 100. Geburtstag. Mit diesem Band verneigt sich Moers vor einem seiner großen stilistischen Vorbilder. Dies nimmt das Caricatura Museum Frankfurt auch zum Anlass, im Rahmen der Ausstellung eine Auswahl an Originalradierungen und Objekten des amerikanischen Künstlers im 1. Obergeschoss zu zeigen.
Das Caricatura Museum Frankfurt dankt Frau Silvia Stolz für die Leihgabe dieser Werke.
Walter Moers wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Bayerischen Fernsehpreis für Die drei Bärchen und der blöde Wolf (2009), die Goldene Leinwand (1997) für den Zeichentrickfilm Kleines Arschloch, den Grimme-Preis für die Sendereihe Käpt’n Blaubär (1994) und den Max- und Moritz-Preis (1993) für Es ist ein Arschloch, Maria! und als bester deutschsprachiger Comic-Künstler.
Die Ausstellung des Caricatura Museum Frankfurt zeigt eine breite Auswahl an Originalillustrationen und -comics wie auch unveröffentlichte Skizzen von A wie Arschloch, kleines bis Z wie Zamonien. Darunter seine Arbeiten für das endgültige Satiremagazin TITANIC, seine ikonischen Geschichten von Adolf, der Nazi-Sau und seinem Bonker und die Serie „Arschloch in Öl“, mit der sich Moers als wahrer Meister der Parodie präsentiert:
Von der Frühzeit bis zur Moderne karikiert er bissig und originell die traditionelle Kunstgeschichte und den dazugehörigen Museumsbetrieb. Kurze Animationsfilme sowie
Figuren aus der Hand des Bildhauers Carsten Sommer runden die Werkschau ab.
Die Ausstellung ist entstanden in enger Kooperation mit der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen.
© Pressetext Caricatura Museum Frankfurt

Kontakt
Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
60311 Frankfurt am Main
+49 (0) 69 / 212 30161
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Führungsanfragen:
caricatura.fuehrungen@stadt-frankfurt.de
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11.00 – 19.00 Uhr
Montag geschlossen
Eintrittspreise
8,- € regulär / 4,- € ermäßigt
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