New Beginnings (Fotografie Forum Frankfurt)

New Beginnings – Philippine Photographic Art

Arbeiten von Nana Buxani, Xyza Cruz Bacani, Tommy Hafalla, Gina Osterloh, Wawi Navarroza, Augustine Paredes, Veejay Villafranca, MM Yu

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Tommy Hafalla, Maligcong, Bontoc, Mountain Provence June 1986, © Tommy Hafalla, 2025

Ausstellungslaufzeit: 27. September 2025 – 11. Januar 2026
Eröffnung: Freitag, 26. September 2025, 19 Uhr 
Ausstellungsort: Fotografie Forum Frankfurt 


Inhaltsverzeichnis


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Philippinische Fotografie: Zwischen Tradition und Moderne

Die philippinische Fotografie hat sich über viele Jahre zu einer eigenständigen und vielfältigen Kunstform entwickelt, die sowohl die reiche kulturelle Geschichte des Archipels als auch zeitgenössische gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegelt.

Insofern ist es folgerichtig, dass sich das Fotografie Forum Frankfurt diesem Thema aktuell in einer „New Beginnings“ betitelten Ausstellung widmet.

Historische Entwicklung

Die Anfänge der philippinischen Fotografie reichen bis in die späten 1800er Jahre zurück, als während der amerikanischen Kolonialzeit erste Fotografen begannen, das Leben auf den Inseln zu dokumentieren. Pioniere wie Francisco van Kamp etablierten bereits in den 1890er Jahren professionelle Fotostudios in Manila.

Die frühe philippinische Fotografie war stark von der Portraitfotografie geprägt, wobei wohlhabende Familien ihre gesellschaftliche Stellung durch aufwendig inszenierte Aufnahmen demonstrierten.

Nach der Unabhängigkeit entwickelte sich zunehmend eine eigenständige fotografische Identität. In den 1950er und 1960er Jahren entstanden die ersten bedeutenden Fotojournalismus-Traditionen, die sich den sozialen und politischen Umbrüchen des Landes widmeten.

Dokumentarfotografie und sozialer Realismus

Ein charakteristisches Merkmal der philippinischen Fotografie ist ihre starke dokumentarische Tradition. Fotografen wie Alex Baluyut und John Silva prägten einen Stil, der die Realität des philippinischen Alltags ungefiltert darstellt. Diese Arbeiten zeigen das Leben in den Barrios, die Herausforderungen der Urbanisierung und die Auswirkungen von Naturkatastrophen.

Zeitgenössische Strömungen

Die moderne philippinische Fotografie zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt aus, die man in der Ausstellung des Forums Fotografie Frankfurt sehr gut nachvollziehen kann. Künstler wie Xyza Cruz Bacani, deren Arbeiten bei New Beginnings auch präsentiert werden, haben internationale Anerkennung für ihre Arbeiten über die philippinische Diaspora erhalten. Ihre Fotografien zeigen das Leben philippinischer Arbeitsmigranten und thematisieren Identität, Familie und kulturelle Entwurzelung.

Ein weiterer wichtiger Vertreter ist Rick Rocamora, dessen Street-Photography-Arbeiten das urbane Leben in Manila einfangen. Seine Bilder dokumentieren den rasanten Wandel der philippinischen Gesellschaft zwischen Tradition und Modernität.

Thematische Schwerpunkte

Philippinische Fotografen beschäftigen sich intensiv mit spezifischen nationalen Themen: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Inselgruppe, die komplexen sozialen Strukturen zwischen arm und reich, sowie die kulturelle Vielfalt der über 7.000 Inseln sind wiederkehrende Motive. Etwa 12 Millionen Philippiner leben weltweit als Arbeitsmigranten. Diese globale Zerstreuung hat eine eigene fotografische Tradition hervorgebracht, die familiäre Bindungen und kulturelle Identität trotz räumlicher Trennung thematisiert.

Technische Innovation und Plattformen

Die Digitalisierung hat der philippinischen Fotografie neue Impulse gegeben. Social-Media-Plattformen ermöglichen es jungen Fotografen, ihre Arbeiten ohne traditionelles Gatekeeping zu präsentieren. Ein Tabu-Thema bleibt jedoch das Thema „Glaube“.

Internationale Anerkennung

Philippinische Fotografen gewinnen zunehmend internationale Beachtung. Ihre Arbeiten werden in renommierten Galerien und bei Fotofestivals weltweit ausgestellt.

New Beginnings in Frankfurt dürfte dem Vernehmen nach zu den größeren Präsentationen philippinischer Fotografie zählen.

Diese Entwicklung trägt dazu bei, dass philippinische Perspektiven in der globalen visuellen Kultur präsenter werden und stereotype Darstellungen des Landes durch authentische, von einheimischen Künstlern geschaffene Bilder ersetzt werden.

Philippinische Fotografie ist dabei mehr als nur ein zweidimensionales Medium. Sie ist ein Spiegel gesellschaftlicher Transformation, Widerstand und Hoffnung. Sie erzählt von Vergangenheit und Gegenwart, von Heimat und Fremde, von individuellen und kollektiven Schicksalen.

New Beginnings im FFF

Die Ausstellung New Beginnings im FFF zeigt auf einer Ausstellungsebene mit hintereinander geschalteten Kabinetten die oben beschriebene Vielfalt. Beim Presserundgang waren einige der ausgestellten Fotokünstler:innen anwesend.

Um die Geschichte der ausgestellten, wirklich sehr unterschiedlichen, Arbeiten zu verstehen, wird interessierten Besucher:innen die begleitete Führung auch die Arbeiten empfohlen.

Die Ausstellung New Beginnings stellt somit eine ideale Ergänzung zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse dar, auf der die Philippinen als Gastland vertreten sind.


Fotografischer Rundgang durch die Ausstellung „New Beginnings“ am 26.09.2025


Pressetext

Frankfurt am Main, 09.09.2025 Die Philippinen – ein Land aus tausenden Inseln und über 130 Sprachen – sind ein Archipel vieler Stimmen und Identitäten. Geprägt von Glaube und Gemeinschaft, von einer komplexen Kolonialgeschichte und Widerstand, vom Reichtum indigener Kulturen sowie den Erfahrungen einer weltweiten Diaspora, stehen Wandel und Resilienz im Zentrum philippinischen Lebens. 

Diese Bedingungen haben eine fotografische Praxis hervorgebracht, die ebenso dynamisch wie vielfältig ist. Sie bewegt sich zwischen der Politik des Bildes und der Poesie neuer Welten jenseits des scheinbar Vorherbestimmten. So zeigt sich die philippinische Fotografie ebenso facettenreich wie das Land selbst: ständig im Wandel, in Form und Bedeutung. Aus globaler Perspektive setzt sie sich mit den Folgen von Migration und Globalisierung auseinander, reflektiert Umweltbewusstsein im Kontext des Archipels und befragt zugleich die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums selbst. 

New Beginnings: Philippine Photographic Art präsentiert Werke von acht Künstler*innen unterschiedlicher Generationen und Herkünfte, deren Arbeiten neue Sichtweisen auf gesellschaftlich geprägte Realitäten und kulturelle Wandlungen eröffnen. 


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Wawi Navarroza, New Pleasures, 2022. © Wawi Navarroza, 2025

Die Fotograf:innen: New Beginnings – Philippine Photographic Art

Xyza Cruz Bacani beleuchtet in ihren eindringlichen Schwarzweißfotografien Arbeitsmigration und den Kampf um grundlegende Rechte. Ihr Projekt We Are Like Air erzählt die Geschichte ihrer Mutter und anderer Migrantinnen in Hongkong – ein bewegendes Zeugnis weiblicher Stärke und unsichtbarer Heldinnenschaft. 

Nana Buxani zählt seit den 1970er Jahren zu den wenigen weiblichen Pionierinnen des philippinischen Fotojournalismus. Ihr Langzeitprojekt über philippinische Arbeiter*innen zeigt eindrücklich die Würde und Empfindsamkeit dieser Menschen. 

Tommy Hafalla fotografiert seit Jahrzehnten das Leben und die Rituale indigener Gemeinschaften in der bergigen Cordillera-Region. Er fotografiert analog und fertigt seine Originalabzüge oft in alternativen Verfahren, wie Platinotypie, um den Wert von Tradition und ortsbezogener Kreativität zu betonen. 

MM Yu erstellt ortsspezifische Installationen aus Fotografien, die das sich wandelnde Stadtbild Manilas und seine Menschen sichtbar machen. Ihre collageartigen Mixed-Media-Arbeiten verdichten Beobachtungen zu skurrilen abstrakten Konstellationen, die neue Zusammenhänge eröffnen.

Dokumentarfotograf Veejay Villafranca entwickelt in seinem Heimatland Langzeitprojekte zu sozialen Themen wie Klimawandel und Spiritualität. In seiner Serie Signos, zeigt er die komplexe Realität von Katastrophen infolge des Taifuns Yolanda im Jahr 2013. Die SerieBarrio Sagrado zeigt die Verschmelzung und die Gegensätze von indigenen Kulturen und dem katholischen Glauben. 

Gina Osterloh, philippinisch-amerikanische Künstlerin, erschafft inszenierte Räume und nutzt das Selbstporträt, um als Person gemischter Herkunft experimentell Normen und Erwartungen zu hinterfragen. Ihre serielle Bildsprache spielt mit Widersprüchen zwischen Oberfläche und Tiefe, Erscheinung und Innerlichkeit. 

Wawi Navarroza thematisiert Selbstbild und weibliche Erfahrung. In dem Werk La Bruja (Die Hexe) inszeniert sie sich selbst zwischen Haushaltsutensilien – eine ironische Auseinandersetzung mit dem Stereotyp der philippinischen Hausangestellten im Ausland, transformiert in feministische Selbstporträts.

Der multidisziplinäre Künstler Augustine Paredes reflektiert in der zutiefst persönlichen Installation Good Night, Sweet Dreams Begehren und Sehnsucht in der philippinischen Diaspora. Seine Arbeiten geben ungehörten Migrationsgeschichten eine Stimme –und versuchen, Regeneration und Träume wiederherzustellen.  

Das Thema der Philippinen als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2025 – »Fantasie beseelt die Luft« –spiegelt sich in diesen fotografischen Erkundungen wider. 

New Beginnings zeigt die Kraft zeitgenössischer philippinischer Bildschaffender, die tief verwurzelte Aspekte ihrer Kultur sichtbar machen und zugleich eine unerschütterliche Hoffnung zum Ausdruck bringen – die Hoffnung, die Luft mit Vorstellungskraft zu füllen. 

New Beginnings: Philippine Photographic Art wird kuratiert von Patrick Flores, Andrea Horvay und Celina Lunsford. 

© Pressetext FFF


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Gina Osterloh, Looking Back I Accepted Your Invitation, 2005 – Aus der Serie/ from the series »Somewhere Tropical«.
Courtesy of the artist, Silverlens, Manila and New York, and Higher Pictures New York © Gina Osterloh, 2025

Rahmenprogramm | New Beginnings

Sa, 27.09., 12 Uhr Galeriegespräch »New Beginnings« mit den Künstler*innen Nana 

Buxani, Augustine Paredes, MM Yu sowie den Kurator*innen Patrick Flores, Andrea Horvay und Celina Lunsford  

DI, 14.10., 18.11., 09.12. jeweils 15 Uhr Kuratorinnenführung mit Celina Lunsford oder 

Andrea Horvay 

MI, 26.11., 18 Uhr Artist Talk mit Augustine Paredes (Künstler der Ausstellung) 


Weitere Termine der FFF AKADEMIE

SA, 18.10., 18.30–22 Uhr Workshop »EYES ON Frankfurt – Into the Night« mit Markus Seibel

MI, 29.10., 18 Uhr Buchvorstellung »ÉTOILE« Paneldiskussion mit Gosbert Gottmann, Celina Lunsford und Viktor Balko moderiert von Sabine Königs

FR, 07.11., 18 Uhr Vortrag »A NIGHT ON NIGHT« mit Simon Norfolk  

SA/SO, 08./09.11. Workshop »CRITICAL LANDSCAPE AND NIGHT PHOTOGRAPHY« mit Simon Norfolk

MI, 19.11., 18 Uhr Vortrag »RUBRICATION – PROJEKT PHILIPPINEN« mit Iwajla Klinke  


Anschrift

Fotografie Forum Frankfurt
Braubachstraße 30–32
60311 Frankfurt am Main

Telefon +49 (0) 69 29 17 26
Telefax +49 (0) 69 28 639

E-Mail: contact@fffrankfurt.org


Öffnungszeiten und Eintritt | New Beginnings – Philippine Photographic Art

Öffentliche Führungen immer mittwochs, 17 Uhr 

Öffnungszeiten Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen 

Eintritt regulär 7 Euro, ermäßigt 4 Euro 


Fotografie Forum Frankfurt

Das Fotografie Forum Frankfurt (FFF) gehört zu den führenden eigenständigen Zentren für Fotografie in Europa. Als Ausstellungsort, Institution und Veranstaltungsforum vermittelt das FFF alle Aspekte von Fotografie. Seit der Gründung im Jahr 1984 wurden rund 300 Ausstellungen mit historischen und zeitgenössischen Positionen gezeigt. Das Programm der FFF AKADEMIE umfasst regelmäßige Workshops, Vorträge und Gespräche mit international renommierten Fotograf*innen, Künstler*innen und Expert*innen. Fotografie Forum Frankfurt ist Organisationspartner der internationale RAY Triennale der Fotografie, die in verschiedenen Ausstellungshäusern in Frankfurt/Rhein-Main stattfindet. 

Fotografie Forum Frankfurt wird gefördert durch Förderkreis Fotografie Forum Frankfurt e.V., Stadt Frankfurt am Main, FUJIFILM Electronic Imaging Europe und Hauck, Aufhäuser, Lampe. 

Weitere Infos unter www.fffrankfurt.org


Lies die Buchbesprechung „Chargesheimer“
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