Berlin: Topografie des Terrors (2011)

Berlin: Topografie des Terrors

Datum: 01.03.2011


Topographie des Terrors – Das Areal der Erinnerung in Berlin

Die Topographie des Terrors in Berlin-Kreuzberg gehört zu den bedeutendsten Gedenkstätten Deutschlands und dokumentiert am authentischen Schauplatz die Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes.

Auf dem heute rund 45.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Niederkirchnerstraße und Wilhelmstraße befanden sich von 1933 bis 1945 die Zentralen des NS-Terrors: das Geheime Staatspolizeiamt (Gestapo), die Reichsführung-SS, der Sicherheitsdienst (SD) und das Reichssicherheitshauptamt. Von hier aus wurden systematisch Verfolgung, Deportation und Massenmord in ganz Europa organisiert und gesteuert.

Topografie des Terrors: Geschichte und Entwicklung

Das Projekt Topographie des Terrors existiert seit 1987, als zum 750-jährigen Stadtjubiläum Berlins erstmals ein temporärer Ausstellungspavillon nach Plänen des Architekten Jürg Steiner auf dem Gelände errichtet wurde. Die Lage in unmittelbarer Nähe zum historischen Regierungsviertel, nur etwa einen Kilometer vom Brandenburger Tor entfernt, macht die zentrale Bedeutung dieser Institutionen für das NS-Regime deutlich.

Nach jahrzehntelanger Planung und verschiedenen Entwurfsprozessen wurde im Mai 2010, 65 Jahre nach Kriegsende, das neue Dokumentationszentrum feierlich eröffnet. Seither zählt die Gedenkstätte mit jährlich über 500.000 Besuchern zu den meistfrequentierten Erinnerungsorten Berlins.

Topografie des Terrors: Architektonisches Konzept

Das vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Professor Heinz W. Hallmann entwickelte Konzept folgt einem klaren Gestaltungsprinzip: Die materiellen Geschichtsspuren sollen sichtbar bleiben und für sich sprechen.

Das zweigeschossige, quaderförmige und verglaste Dokumentationszentrum verfügt über eine Nutzfläche von 3.500 Quadratmetern, verteilt auf ein Erd- und ein Untergeschoss. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 15 Millionen Euro, während weitere fünf bis neun Millionen Euro für Innenausstattung und Geländesanierung vom Bund und Land Berlin getragen wurden.

Die Architektur arbeitet bewusst mit minimalen Eingriffen in den historischen Untergrund. Das Gebäude erstreckt sich in der Achse der ehemaligen Hofzufahrt der Kunstgewerbeschule und des Gestapo-Hauptquartiers, wodurch unkontrollierte Bodenzerstörungen während der Bauarbeiten vermieden werden konnten.

Topografie des Terrors: Das Gelände als Exponat

Die bewusste Leere des Areals bildet einen scharfen Kontrast zur verdichteten städtischen Umgebung und wirkt auf Besucher irritierend.

Diese Gestaltung ist programmatisch:

Das Gelände selbst wird als erstes Exponat der Topographie des Terrors verstanden. Im nördlichen Bereich markiert ein 200 Meter langes Reststück der Berliner Mauer – das längste erhaltene Segment im Berliner Zentrum – die Grundstücksgrenze zur Niederkirchnerstraße. Direkt unterhalb dieses Mauerabschnitts präsentiert der sogenannte Ausstellungsgraben die Freiluftausstellung „Berlin 1933–1945. Zwischen Propaganda und Terror“.

Die freigelegten Kellermauerreste und Fundamente der ehemaligen Gebäude sind bewusst konserviert und werden durch 15 Informationsstationen erschlossen, die einen Geländerundgang durch ein Robinienwäldchen ermöglichen.

Diese Stationen bieten Fotos, Grafiken und Dokumente zur Geschichte des historischen Ortes, zur Nutzung während der NS-Zeit und der Nachkriegsjahre sowie Basisinformationen über die hier angesiedelten Terrorinstitutionen.

Topografie des Terrors: Dauerausstellung und Vermittlungsarbeit

Im Dokumentationszentrum zeigt die deutschsprachige und englischsprachige Dauerausstellung „Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt in der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße“ auf 800 Quadratmetern die Geschichte der zentralen NS-Institutionen und ihrer europaweit verübten Verbrechen.

Die Ausstellung gliedert sich in fünf Kapitel und präsentiert überwiegend historische Fotografien, ergänzt durch Einführungstexte und Originalzitate. Unter den Ausstellungstafeln befinden sich Pulte mit thematisch zugeordneten Dokumenten. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der zahlreichen Opfergruppen des NS-Regimes.

Die Topographie des Terrors ist ein unverzichtbarer Informations- und Lernort, der durch seine Lage am authentischen Geschichtsort eine unmittelbare Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus ermöglicht. Die Stiftung Topographie des Terrors betreut zusätzlich das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Schönweide.


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