
Tagebucheintrag
Freitag, 03.10.2025
Bei meinem heutigen Tagebucheintrag muss ich etwas ausholen.
Heute ist der 35. Jahrestag der Deutschen Einheit.
Soll, darf oder muss man sich darüber freuen? Mein Blick auf die letzten Jahre offenbart eine gewisse Ernüchterung.
Wir wissen nicht wohin sich die Welt ohne Mauerfall hin entwickelt hätte.
Wir wissen allerdings, wohin sie sich mit Mauerfall entwickelt hat. Und diese Entwicklung ist beileibe keine besonders gute.
Habe gestern die ZDF-Doku „Am Puls mit Mitri Sirin – Ist unsere Meinungsfreiheit in Gefahr?“ angesehen. Es ist schockierend, wie insbesondere der Osten unserer Republik zu diesem Thema steht. Ausgerechnet die Menschen, die über Jahrzehnte alles andere als Meinungsfreiheit genießen konnten, stellen diese nun in Frage.
Wie verblendet muss man da sein?
Bei uns kann sich doch jeder frei äußern. Manchmal denke ich mir tatsächlich: leider!
Die Verblödung, die mir beim Blick in die Social Media entgegenschlägt, ist kaum zu beschreiben. Sie kennt auch kein West, kein Ost. Sie ist nunmehr flächendeckend eingetreten.
Im Rückblick sehe ich die Wiedervereinigung wahrlich eher kritisch. Kohls „blühende Landschaften“ kann ich im Osten nicht überall entdecken. Das Land Brandenburg fällt mir da sofort ein.
Und ob „das zusammengewachsen ist, was zusammengehört“, wie es Willy Brandt einst formulierte, da habe ich auch meine Zweifel. Die feine Unterscheidung nach Ost und West ist nach wie vor ein unseren Köpfen, gewiss auch in meinem.
60 Jahre WVV (oder das, was vom Besuch der Mainfranken-Messe 2025 noch übrig blieb) und 35 Jahre Deutsche Einheit.
Ob das ein Grund zum Feiern ist, muss jeder selbst entscheiden. Mir ist nicht danach. Aber ein Innehalten am Tag der Deutschen Einheit scheint geboten. Ich gönne mir zudem ausnahmsweise einen längeren Tagebucheintrag.