I’m So Happy You Are Here
Japanese Women Photographers From The 1950s To Now
Eine Ausstellungskooperation von Aperture und Fotografie Forum Frankfurt
Zeitraum: 24.05.2025 – 07.09.2025
Eröffnung: Freitag, 23. Mai 2025, 19 Uhr
Ausstellungort: Fotografie Forum Frankfurt

Katayama Mari, bystander #14, 2016. Courtesy the artist and Aperture. © Katayama Mari 2025
Inhaltsverzeichnis
- Japanese Women Photographers From The 1950s To Now
- Mein Ausstellungsrundgang am 23.05.2025
- I’m So Happy You Are Here | Bilder vom Presserundgang am 23.05.2025
- The Pioneers
- The Elevation of the Everyday
- Critical Perspectives on Self, Gender, and Society
- Extensions of and Experiments with the Medium
- I’m So Happy You Are Here | Ausgestellte Fotografinnen
- Publikation | I’m So Happy You Are Here
- Rahmenprogramm | I’m So Happy You Are Here
- Anschrift
- Öffnungszeiten | I’m So Happy You Are Here
- Eintritt | I’m So Happy You Are Here
- Ausstellungproduktion | I’m So Happy You Are Here
- Über Aperture
- Fotografie Forum Frankfurt
Mein Ausstellungsrundgang am 23.05.2025

Fotografische Werke ausschließlich japanischer Fotografinnen sind ab sofort im Fotografie Forum Frankfurt zu betrachten. Diese Nachricht mag wenig spektakulär klingen, ist dennoch eine kleine Sensation.
Ausgerechnet in dem Land, dem wir die großen Marken des weltweiten Kameraangebotes zu verdanken haben, spielt die Ausstellung der fotografischen Werke von Frauen hinter der eigenen Kamera dennoch eine eher untergeordnete Rolle.
Fotografie von Frauen wird im „Land der aufgehenden Sonne“ nach wie vor überwiegend in Fotobildbänden präsentiert.
I’m So Happy You Are Here ist derzeit auf Europareise
Die ausgewählten Exponate waren zunächst in Arles (F), anschließend in Den Haag (NL) zu bestaunen.
Nun macht diese exquisite und dennoch breite Auswahl an Fotografien und kleineren „künstlerischen Transformationen“ Halt im 1. Obergeschoß der Frankfurter Braubachstrasse 30-32.
Das Interesse der Medienvertreter beim sogenannten Presserundgang mit Alexandra Lechner, der Geschäftsführerin des FFF, Prof. Celina Lunsford, der künstlerischen Leiterin und Kuratorin des FFF und Takeuchi Mariko, der Kuratorin der Ausstellung, ist daher entsprechend groß.
Dass im Rahmen der Ausstellung ausschließlich Künstlerinnen aus dem Bereich der Fotografie präsentiert werden, ist vor allem ein Indiz dafür, dass gesellschaftlich in Japan – zumindest aus europäischer Sicht – etwas (noch) nicht ganz zu passen scheint.
Das mag vor allem mit dem tradierten patriarchalischen Rollenverständnis zwischen Mann und Frau in Japan zusammenhängen, welches den langen Weg zur „Gleichberechtigung“ dort weitaus holpriger noch als in Europa erscheinen läßt.
Insofern ist auch die Akzeptanz von Transsexualität, wie sie bei Fotos von Okabe Momo thematisiert wird, sicherlich noch weniger entwickelt als bei uns in Europa.

„Diese Ausstellung feiert die Vielfalt und Individualität japanischer Fotografinnen und bietet einen frischen Blick, um die japanische Fotografie neu zu entdecken. Vor allem aber dient sie als Plattform, um Stimmen zu stärken, die lange Zeit marginalisiert wurden, und sich eine tolerantere und bestärkende Zukunft zu erdenken.“
Takeuchi Mariko
I’m So happy You Are Here untersucht diese Aspekte in vier unterschiedlichen, aber miteinander verbundenen Kapiteln:
»The Pioneers« gibt einen Überblick über die Frauen, die den Weg seit der Einführung des Mediums in Japan geebnet haben.
»The Elevation of the Everyday« versammelt den Blick auf den Alltag und dessen poetische Interpretationen.
In »Critical Perspectives on Self, Gender, and Society« setzen sich die Fotografinnen mit Identität und Gesellschaft auseinander.
»Extensions of and Experiments with the Medium« erforscht eine Reihe von erweiterten Ansätzen für das Fotografische.
Die in Frankfurt gezeigte Präsentation von Arbeiten unterschiedlicher Fotografinnen löst die Grenzen dieser inhaltlichen Kategorisierung tatsächlich weitgehend auf.
Es macht sehr viel Freude, beim Rundgang durch die Ausstellung auf Entdeckungsreise zu gehen. Mit jeder „Umrundung“ gibt es nämlich Neues zu entdecken, was auch mit dem zwangsläufig damit verbundenen Perspektivwechsel zusammenhängen mag. Wer steht am Ende zweimal exakt am selben Fleck des Ausstellungsraumes?
Meine Favoriten
Zu meinen persönlichen Favoriten zählen die „Traumbilder“ von Narhashi Asako, die mich von ihrer Ästhetik, mit ihrem Spiel von Schärfe und Unschärfe, sehr ansprechen.

Die SW-Fotos von Ushioda Tokuko, Jahrgang 1940, gefallen mir, da sie auf sehr witzige Art „das Alltägliche“ zur Kunst erheben. Das wird sehr deutlich beim fotografischen Nebeneinander des geschlossenen, mit Merkzetteln beklebten und des geöffneten Kühlschranks. Wer kennt solche Alltagssituationen nicht?

Sehr anziehend auch die Hängung der Arbeiten von Kawauchi Rinko.

Von besonderer, zunächst etwas verstörender, Ästhetik sind die Arbeiten der Multimedia-Künstlerin Katayama Mari, die sich völlig ungehemmt und mutig mit der eigenen körperlichen Behinderung auseinander setzt.


Interessant ist auch, dass ich bei der nachträglichen Recherche entdeckt habe, dass die von mir hoch geschätzte Band The Notwist auf dem Cover ihres letzten Studioalbums Vertigo Days ein Bild der ebenfalls uín Frankfurt ausgestellten Shiga Lieko verwendet hat.
Die nächsten Stationen
Die Präsentation wechselt mit Ausstellungsende in Frankfurt nach New York. Anschließend soll sie auch in Tokio zu sehen sein.
Man darf hoffen, dass geschlechtsspezifische Ausstellungen von Fotografien schon bald der Vergangenheit angehören.
Die fotografische Arbeit soll am Ende für sich sprechen und die Betrachter berühren.
Individuelle, auch geschlechtsspezifische, Perspektiven sind natürlich zulässig. Sie erweitern schließlich die Blickwinkel der Betrachtenden.
Das ist gewissermaßen auch der Bildungsauftrag, den jede Art von Kunst – zumindest als Angebot – latent in sich tragen sollte.
I’m So Happy You Are Here | Bilder vom Presserundgang am 23.05.2025






Pressetext
Frankfurt am Main, 23.04.2025 – Mit Fotografien von den 1950er Jahren bis heute bietet die Ausstellung I’m So Happy You Are Here einen neuen und spannenden Blick auf die japanische Fotografie.
Im Mittelpunkt stehen Fotografinnen und ihre Perspektive auf den Alltag und die Gesellschaft in Japan. Zu sehen sind Arbeiten von mehr als 20 Künstler*innen verschiedener Generationen, darunter Ishiuchi Miyako, Kawauchi Rinko und Katayama Mari.
Von Straßenfotografie bis hin zu zeitgenössischen Experimenten – ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine große Bandbreite und Vielfalt aus.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Lesley A. Martin, Takeuchi Mariko und Pauline Vermare. Das Fotografie Forum Frankfurt ist die einzige Station der Welttournee in Deutschland. Die japanische Kuratorin Takeuchi Mariko wird zur Eröffnung anwesend sein, ausgestellte Künstlerinnen sind eingeladen.
Der Einfluss von Frauen in der japanischen Fotografie wurde bisher stark unterschätzt
Während das Werk der männlichen japanischen Fotografen in den letzten Jahrzehnten im
Westen viel Aufmerksamkeit erregt hat, sind ihre Kolleginnen unter dem Radar geblieben.
Oft scheint die isolierte Position japanischer Künstlerinnen innerhalb der männerdominierten Gesellschaft ihnen die Freiheit gegeben zu haben, traditionelle fotografische Konventionen beiseitezuschieben und unabhängig und experimentell zu arbeiten. Viele der in dieser Ausstellung vorgestellten Fotografinnen nutzen ihre persönlichen Geschichten, um die Rolle der Frau zu erkunden, Fragen zu Geschlecht und Identität zu stellen und patriarchalische Normen zu kritisieren.
Die Ausstellung I’m So Happy You Are Here teilt sich in vier Sektionen auf: »The Pioneers«, »The Elevation of the Everyday«, »Critical Perspectives on Self, Gender, and Society« und »Extensions of and Experiments with the Medium«.

Narahashi Asako, Kawaguchiko, 2003; Aus der Serie “half awake and half asleep in the water.” Courtesy PGI gallery, Tokyo,and Aperture. © Narahashi Asako 2025
The Pioneers
Die Geschichte der Beiträge von Frauen zur Fotografie in Japan reicht bis in die frühesten
Tage des Mediums zurück. Frauen arbeiteten oft hinter den Kulissen, retuschierten
Fotografien und kolorierten sie von Hand, während sie auch selbst fotografierten. Im
Nachkriegs-Japan waren Fotografinnen ein integraler Bestandteil der modernen und
zeitgenössischen japanischen Fotografie.
Beispielhaft ist Watanabe Hitomi (1939 in Tokyo), die ihre Karriere in den späten 1960er Jahren begann, als sie die Studentenproteste der Zenkyōtō-Bewegung dokumentierte. Als Fotografin bietet ihre Arbeit eine einzigartige Perspektive auf die sozialen und politischen Umbrüche Japans.
The Elevation of the Everyday
Im Japanischen bedeutet Fotografie – shashin – »Nachahmung der Realität« oder »Darstellung der Wahrheit«. Die Fotografinnen in dieser Sektion richten ihre Aufmerksamkeit auf die »kleinen Wunder« des Alltags. Sie erzählen Geschichten von Familie und Intimität aus der Perspektive japanischer Frauen, die in der westlichen Wahrnehmung oft fehlt. Exemplarisch ist Kawauchi Rinko (1972 in Shiga) bekannt für ihre zarten, traumartigen Fotografien und Poesie, die alltägliche Momente in spirituelle und rituelle Kontexte setzen.
Critical Perspectives on Self, Gender, and Society
Viele Fotografinnen nutzen persönliche Erzählungen, um Identität, Gesellschaft und
Zugehörigkeit zu thematisieren. Sie hinterfragen gesellschaftliche Erwartungen und schaffen neue, selbstbestimmte Narrative. Yanagi Miwa (1967 in Kobe) beispielsweise integriert in ihren Arbeiten Fotografie, Performance und Theater. Ihre Werke, wie »Elevator Girls« , thematisieren die gesellschaftlichen Zwänge, denen Frauen ausgesetzt sind.
Extensions of and Experiments with the Medium
Eine Vertreterin dieser Sektion ist Katayama Mari 1987 in Saitama). Ihre Werke hinterfragen die Materialität der Fotografie und überschreiten disziplinäre Grenzen. Sie nutzt Fotografie und Skulptur, um normative Körpervorstellungen zu hinterfragen. Mit selbstgenähten Objekten und inszenierten Selbstporträts schafft sie empowernde Darstellungen ihres Körpers und lädt Betrachtende ein, über Repräsentation nachzudenken.
I’m So Happy You Are Here | Ausgestellte Fotografinnen
Hara Mikiko (1967), Hiromix (1976), Ishikawa Mao (1953), Ishiuchi Miyako (1947), Katayama Mari (1987), Kawauchi Rinko (1972), Komatsu Hiroko (1969), Kon Michiko (1955), Nagashima Yurie (1973), Narahashi Asako (1959), Ninagawa Mika (1972), Nishimura Tamiko (1948), Noguchi Rika (1971), Nomura Sakiko (1967), Okabe Momo (1981), Okanoue Toshiko (1928), Onodera Yuki (1962), Sawada Tomoko (1977), Shiga Lieko (1980), Sugiura Kunié (1942), Tawada Yuki (1978), Tokiwa Toyoko (1930–2019), Ushioda Tokuko (1940), Watanabe Hitomi (1943), Yamazawa Eiko (1899–1995) und Yanagi Miwa (1967).

Kawauchi Rinko, Untitled, 2004; Aus der Serie “the eyes, the ears” Courtesy the artist and Aperture. © Kawauchi Rinko 2025
Publikation | I’m So Happy You Are Here
Zur Ausstellung erscheint die Publikation »I’m So Happy You Are Here: Japanese Women Photographers from the 1950s to Now«, herausgegeben von Lesley A. Martin und Paulin Vermare, mit weiteren Beiträgen von Carrie Cushman und Kelly Midori McCormick sowie Takeuchi Mariko und anderen. Das Buch ist im Aperture Verlag erschienen und im FFF-Shop erhältlich (Englisch, 439 Seiten).
Rahmenprogramm | I’m So Happy You Are Here
Sa, 24.05., 10–13 Uhr Workshop »The Curatorial Perspective« mit Takeuchi Mariko
Sa, 24.05., 16 Uhr Galeriegespräch »I’m So Happy You Are Here« mit Kuratorin Takeuchi Mariko und Celina Lunsford
Di, 10.06., 15.07., 12.08., 02.09., 15 Uhr Kuratorinnenführungen mit Celina Lunsford
oder Andrea Horvay
Anschrift
Fotografie Forum Frankfurt
Braubachstraße 30–32
60311 Frankfurt am Main
Telefon +49 (0) 69 29 17 26
Telefax +49 (0) 69 28 639
E-Mail: contact@fffrankfurt.org
Öffnungszeiten | I’m So Happy You Are Here
Öffentliche Führungen immer mittwochs, 17 Uhr
Öffnungszeiten Di–So 11–18 Uhr, Mo geschlossen
Eintritt | I’m So Happy You Are Here
Eintritt regulär 7 Euro, ermäßigt 4 Euro

Nagashima Yurie, Full-figured, yet not full-term, 2001. Courtesy the artist, Maho Kubota Gallery, Tokyo, and Aperture.
© Nagashima Yurie 2025
Ausstellungproduktion | I’m So Happy You Are Here
Die Ausstellung wurde kuratiert von Lesley A. Martin, Takeuchi Mariko and Pauline Vermare und ist eine Produktion von Aperture, in Zusammenarbeit mit Rencontres d’Arles, unterstützt von Kering – Women In Motion, Ishibashi Foundation, Anne Levy Charitable Trust und 1970 Japan World’s Exposition Memorial Fund.
Die Produktion in Japan wurde koordiniert durch Masako Sato, Contact, Tokyo. Die Ausstellung im FFF wird ermöglicht durch Japan Foundation, Seiko, Frauenreferat Frankfurt am Main und Deutsche Börse Photography Foundation.
Über Aperture
Aperture ist ein gemeinnütziger Verlag, der weltweit Diskussionen über Fotografie anregt. Von seinem Sitz in New York aus verbindet Aperture ein globales Publikum und unterstützt Künstlerinnen durch sein renommiertes vierteljährlich erscheinendes Magazin, Bücher, Ausstellungen, digitale Plattformen, öffentliche Programme, Drucke in limitierter Auflage und Auszeichnungen.
Aperture wurde 1952 gegründet, um „kreatives Denken, das sich in Wort und Bild ausdrückt“, zu fördern und setzt sich für die wichtige Rolle der Fotografie bei der Förderung von Neugier und einer gerechteren und toleranteren Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter www.aperture.org.
Fotografie Forum Frankfurt
Das Fotografie Forum Frankfurt (FFF) gehört zu den führenden eigenständigen Zentren für Fotografie in Europa. Als Ausstellungsort, Institution und Veranstaltungsforum vermittelt das FFF alle Aspekte von Fotografie. Seit der Gründung im Jahr 1984 wurden rund 300 Ausstellungen mit historischen und zeitgenössischen Positionen gezeigt.
Das Programm der FFF AKADEMIE umfasst regelmäßige Workshops, Vorträge und Gespräche mit international renommierten Fotografinnen, Künstlerinnen und Expertinnen.
Weitere Infos unter www.fffrankfurt.org
Lies die Buchbesprechung „Chargesheimer“