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Die Impfstrategie bei Bund und Land kann ich derzeit beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen.
Das Coronavirus und seine Mutationen beschäftigen uns weltweit schon mehr als ein Jahr. Mich selbst zähle ich weder zu den Leugnern von Corona, noch hege ich Sympathien für irgendwelche Verschwörungstheoretiker.
Ich habe seit Beginn der Pandemie Respekt vor diesem Virus gehabt. Auch schätze ich mich sehr glücklich, dass ich bisher von einer Covid-19-Infektion verschont geblieben bin.
Gerade in der Pandemie habe ich das Privileg durchaus zu schätzen gewusst, einen sicheren Arbeitsplatz in der Staatsbauverwaltung zu haben. Seit dem Sommer 2020 verbringe ich zudem einen Arbeitstag im Homeoffice. Den unmittelbaren Kontakt in unserem Bauamt halte ich nach wie vor für sehr wichtig, so wie jeder andere auch, der bei uns seine Arbeit verantwortungsvoll verrichtet.
Unser Ministerium forderte uns bis zuletzt auf, die Möglichkeiten der Telearbeit intensiv zu nutzen. Natürlich so, dass unser Amt, wie viele andere auch, nicht an Leistungsfähigkeit verliert, sondern – trotz Pandemie – eher noch zulegt.
Coronavirus: Die erste Welle
Den Umgang mit der ersten Welle der Pandemie im Frühjahr 2020 möchte ich bundesweit, auch bayernweit, in der Nachbetrachtung als durchaus akzeptabel bewerten. Ein ins Gedächtnis gerufener Blick in Richtung Italien sollte uns genügen, die zweifellos schwierige Situation auch bei uns in dieser frühen Phase als einigermaßen gemeistert bezeichnen zu dürfen.
Natürlich muss angemerkt werden, dass die Faschingsferien 2020 die pandemische Situation in Bayern unnötig befeuert haben. Selbiges gilt für den Karneval 2020 in Nordrhein-Westfalen.
Beide Bundesländer sind seitdem im Hinblick auf dort anzutreffende Inzidenzen immer vorne mit dabei gewesen.
Hierzulande hätte man sich im Nachhinein mehr Vorsicht der verantwortlichen Politikern gewünscht. Allerdings hatte sich die WHO zu diesem Zeitpunkt noch nicht besonders klar positioniert, was zu einem hilflosen Agieren, insbesondere auf Bundesebene (Jens Spahn) führte.
Coronavirus: Die zweite Welle
Spätestens im Oktober 2020, in Erwartung einer mich nicht weiter überraschenden zweiten Welle, die Inzidenzen waren zu diesem Zeitpunkt regional zum Teil besorgniserregend angestiegen, kam es zu einem hilflosen Agieren der Verantwortlichen auf Bundes- und vor allem Landesebene.
Schulen hatten verschiedentlich nach den Sommerferien geöffnet, mussten dann sehr bald wieder auf Fern- und Wechselunterricht umschalten. Dafür hatte der Bäderbetrieb kaum spürbare Beschränkungen auferlegt bekommen.
Ich erlaube mir den Hinweis auf meine Erfahrungen mit der Therme in Bad Staffelstein während des Tages der Deutschen Einheit 2020.
In der Nachbetrachtung muss man sagen, dass das Schuljahr 2020/2021 mit desaströs für viele Betroffene noch schmeichelnd umschrieben ist.
Die Kultusminister waren erkennbar überfordert, faselten, wie ihre Ministerpräsidenten, zunächst viel von Digitalisierung. Die Lehrer-, Schüler- und Elternschaft wurde allein gelassen. Noch immer gibt es erhebliche Defizite und Verunsicherungen in diesem als gesellschaftlich existenziell beschriebenen Bereich.
Heute hört man vom Bayerischen Kultusminister Piazolo nahezu nichts mehr. Gut, er plant aktuell eine zweiwöchige Sommerschule.
Coronavirus: Die Bereitstellung von Impfstoffen
Es ist ein großer Segen, dass schon sehr bald Impfstoffe gegen das Virus, zumindest den reichen Ländern, zur Verfügung gestellt werden konnten. Auch die Bundesrepublik hat hier kräftig in die Entwicklungstätigkeit der Pharmaindustrie investiert.
Der Gedanke des gemeinsamen Handelns auf EU-Ebene zur Beschaffung von Impfstoffen gegen das Coronavirus war ebenfalls ehrenwert.
Genau dieser an sich gute Ansatz führte allerdings dazu, dass Großbritannien und die USA im Hinblick auf den Impffortschritt heute bei weitem besser dastehen als wir Festland-Europäer.
Beide genannten Staaten hatten in der Pandemiebekämpfung ohne Impfstoff regelrecht versagt. Die beiden Staatsoberhäupter Boris Johnson und Donald Trump haben jede Menge Menschenleben auf dem Gewissen, weil sie die Pandemie hemmungslos bagatellisierten.
Aber sie haben beide eines richtig gemacht, nämlich, Impfstoff zu höheren Preisen frühzeitigst bei der Pharmaindustrie einzukaufen.
Die Bevölkerung in diesen Ländern ist nun Nutznieser dieses gelebten kapitalistischen Egoismus und wird die menschlichen Defizite von Trump und Johnson schnell vergessen haben.
Der Vollständigkeit muss allerdings erwähnt werden, dass die Briten mit der sich auf der Insel ausbreitenden indischen Mutation des Coronavirus gerade schon wieder zum Risikogebiet werden. Ein Zeichen dafür, dass Übermut selten gut tut. Nicht nur die Abende mit Gleichgesinnten in den wieder eröffneten Pubs, die Brauereien kamen mit ihrer Produktion kaum nach, hatten einigen das Hirn vernebelt.
Coronavirus: Die hiesige Impfstoffpolitik
Nach wie vor ist deutlich zu wenig Impfstoff in Deutschland vorhanden. Die Verteilung ist für mich nicht nachvollziehbar, häufig scheint die bei uns sehr unterschiedliche demografische Struktur nicht zu dem zugewiesenen Kontingent der gelieferten Impfdosen zu passen.
Viele Zugehörige der ersten beiden priorisierten Gruppen, die zunächst eine Impfung verweigert haben, möchten sich nun doch nachimpfen lassen. Das ist vernünftig. In einigen nichtstaatlichen Kliniken fehlt allerdings der Impfstoff ebenfalls.
Ich selbst gehöre der Gruppe 3 bei zu berücksichtigender Priorisierung an, bin dankbar, nicht akut erkrankt zu sein. Eine gewisse Indikation habe ich, die sich allerdings nicht im Katalog der Erkrankungen findet, die bei der Impfregistrierung und Priorisierung eine Rolle spielen sollen.
In der vergangenen Woche habe ich mich nun doch nochmals aktiv um einen Impftermin bemüht. Bei meinem Hausarzt sowie im Impfzentrum bin ich schon seit einiger Zeit registriert.
Der Hausarzt verweist aufgrund des nach wie vor bestehenden Impfstoffmangels an das zuständige Impfzentrum Bayern, in meinem Falle Würzburg.
Andere von mir kontaktierte Hausärzte wiesen mich unter Bezug auf die eigenen, schon nicht ausreichend mit Impfstoff zu versorgenden, Patienten ebenfalls ab.
Dies nehme ich so zur Kenntnis, weiß aber um ausreichend Fälle, die auch in unserer Region längst ihre Erstimpfung erhalten haben. Besondere Indikationen für eine Impfung gegen das Coronavirus müssen offensichtlich nicht immer vorliegen. Man muss regelmäßig und vor allem zum rechten Zeitpunkt beim behandelnden Hausarzt präsent sein. Beziehungen und Glücksmomente gehören in Zeiten des Impfstoffmangels eben dazu.
Coronavirus: Geplante Aufhebung der Priorisierung
Wenn jetzt auch noch über die Aufhebung der Priorisierung zumindest in den Hausarztpraxen laut nachgedacht wird, müssen sich die Zugehörigen der großen Gruppe 3 und all die anderen Impfbereiten der nachfolgenden Gruppen regelrecht vorgeführt vorkommen, von Kindern und Jugendlichen abgesehen.
Coronavirus: Vorrang der Zweitimpfungen
Das alles fällt damit zusammen, dass nunmehr die Erstgeimpften ihre Zweitimpfung erhalten sollen, um optimal geschützt zu werden. Diese Abhängigkeit ist objektiv zwar nachvollziehbar, aber für viele Betroffene, auch mich, bitter.
Coronavirus: Offensichtlich gibt es Sonderregelungen für Bayerische Ministerien und ihre Mitarbeiter
Wenn vor diesem Hintergrund Bayerische Staatsministerien, stellvertretend sei hier auf das Bayerische Staatsministerium für Digitales und das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr verwiesen, ihren Mitarbeiter*innen, die ohnehin großzügigst die Telearbeit (Homeoffice) seit einem Jahr nutzen, anbieten, zeigt das, dass es neben der Mangelwirtschaft auch noch eine Bevorzugung im Hinblick auf die betroffenen Behördenebenen gibt.
Coronavirus: Wieder mehr Freiheiten für Geimpfte und Genesene
Man begibt sich derzeit länderübergreifend in einen Wettstreit des Rückgewinns verlorener Freiheiten für Geimpfte und Genesene. Eine Diskussion, die schon zu Jahresbeginn angestoßen wurde und selbstverständlich ihre Berechtigung hat.
Die verantwortlichen Politiker mögen sich dann bitte endlich dazu bekennen, dass es bei Covid-19 die Impfpflicht durch die Hintertür selbstverständlich gibt, trotz immer wieder gegenteiliger Beteuerungen. Mit einer Impfpflicht habe ich persönlich in diesem besonderen Falle kein Problem. Weder möchte ich andere infizieren, noch von anderen Personen angesteckt werden.
Coronavirus: Auch schon mehr Freiheiten für Erstgeimpfte?
Konsequenterweise und offen fordert Sachsens Ministerpräsident Kretschmer bereits Freiheiten für Erstgeimpfte. Aus meiner Sicht völlig daneben, dafür populistisch genug für einen maßgeblichen Verteter einer bundesweit agierenden Volkspartei im Sinkflug.
In der jetzigen Situation lebt die nach wie vor unkoordinierte Impfpolitik der Bundes- und Landesregierungen sogar ein stückweit von den Impfverweigerern. Würde sich diese Personengruppe jetzt schon impfen lassen wollen, wäre der Impfstoffmangel noch dramatischer.
Mit Blick auf die desaströse Pandemielage in Indien mag mein Klagen sich ganz schnell relativieren lassen.
Unterm Strich darf dieser Beitrag durchaus auch als Jammern auf hohem Niveau abgelegt werden.
Dennoch wird erkennbar, dass wir von den gewählten Volksvertetern in einer außergewöhnlichen Situation nicht allzu viel erwarten sollten. Sie sind sich erfahrungsgemäß häufig selbst am nächsten.