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In der letzten Woche wurde der Wegfall der Impfpriorisierung bereits angekündigt.
Aufhebung der Impfpriorisierung als plumpes Ablenkungsmanöver vom bestehenden Impfstoffmangel
In Bayern ist die Priorisierung in den Arztpraxen am 20.05.2021 offiziell entfallen, die Bayerischen Impfzentren sollen demnächst folgen. Der herrschende Impfstoffmangel schränkt Praxen und Impfzentren ohnehin in ihrem Handeln weiterhin ein.
Ministerpräsident Markus Söder, vor einigen Wochen bereits mit Biontech/Pfizer geimpft, als Spitzenpolitiker schließlich systemrelevant, dürfte mittlerweile gar als Zweitgeimpfter zählen. Er wollte in den bundesweiten Kanon von in Aussicht gestellten Lockerungen, nicht nur bei Geimpften, sondern auch beim Impfen selbst, anderen Landesfürst*innen desbezüglich in nichts nicht nachstehen.
Hier einige, nicht mehr ganz aktuelle, dennoch interessante Informationen in Sachen Impfungen bayerischer Politiker:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/markus-soeder-mit-corona-impfstoff-von-biontech-geimpft,SVt7RJM
Genau dieser Markus Söder hatte sich Ende März 2021 den laufenden Kameras gestellt und tatsächlich – der Impfstoff von AstraZeneca war seit Wochen in den Schlagzeilen wegen des Verdachtes in Einzelfällen, bei entsprechender Disposition, Thrombosen auszulösen – u. a. Folgendes gesagt:
„Wer will und wer sich’s traut, soll auch die Möglichkeit haben (sich mit AstraZeneca impfen zu lassen.)“
Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
Quelle:
https://www.n-tv.de/politik/Soeder-Astrazeneca-allen-impfen-die-sich-trauen-article22461168.html
Am vergangenen Montag hat nun der zum Jahreswechsel von Söder ausgetauschte Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetscheck (CSU) mitgeteilt, dass, wie in der Vorwoche medial gemunkelt, in den nächsten Wochen kaum mehr Erstimpfungen stattfinden würden, weil schließlich die Zweitimpfungen Vorrang hätten.
„…..Dass wir uns jetzt eine Zeit lang auf die Zweitimpfungen konzentrieren, ist jetzt eigentlich nichts Überraschendes…..“,
Klaus Holetscheck, Bayerischer Gesundheitsminister (CSU)
Quelle:
Genau diesem neuen bayerischen Gesundheitsminister, der mit markigen Worten zu Beginn seiner neuen Tätigkeit gestartet ist, das Gesundheitswesen, vor allem aber das Impfen während der Pandemie, entbürokratisieren zu wollen, ist damit wahrlich ein Volltreffer gelungen. Er scheint so planlos wie seine Vorgängerin Huml, die derzeit von der Maskenaffäre eingeholt wird.
weitere Informationen:
https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-corona-maskenaffaere-emix-schweiz-1.5281597
In Bayern, sicherlich auch anderswo, wurde längst in den Praxen, gewissermaßen notgedrungen, soweit entbürokratisiert, dass die Freigabe der Impfpriorisierung in den Arztpraxen über AstraZeneca hinaus nunmehr ein Auswahlverfahren legitimiert, welches seit Wochen schon erkennbare logische Brüche zeigte.
Nur so lässt sich eine hohe Anzahl an Erstimpfungen vergleichsweise junger Menschen erklären, die sicherlich nicht der Prioritätsgruppe 1 und 2 angehören. Die Freigabe von AstraZeneca „für Mutige“ kann hier auch nicht die abschließende Erklärung liefern.
Kaum eine Chance für bisher noch nicht Erstgeimpfte
Wer sich, naiv, wie ich, auf die Einhaltung der Impfpriorisierung verlassen hatte, sich brav eingereiht hat, wird mittelfristig kaum eine Chance haben, noch zeitnah geimpft zu werden.
Der Impfstoff ist nach wie vor knapp, während die Bundes- und Landesregierungen zudem keinen einheitlichen Kurs zum Wiedergewinn an Freiheiten für Geimpfte und Genesene zeigen.
Schlingerkurs und Schönreden heißt die Devise, denn vor der Bundestagswahl möchte man auch auf Landesebene vor allem gefallen und Stimmen abfischen. Besonders dann, wenn man glaubt, der eigentlich geeignetere Kanzlerkandidat für die Union zu sein.
Völlig klar ist, dass es mit den Erstimpfungen, insbesondere in Bayern, nur sehr langsam weitergehen wird.
Verlängerung des Impfintervalls
Die Verlängerung des Impfintervalls zwischen Erst- und Zweitimpfung, die pauschale Absage an AstraZeneca als Impfstoff für die Zweitimpfung, führen zu erheblichen Verschiebungen. Bei einer Erstimpfung mit AstraZeneca und empfohlener Zweitimpfung mit Biontech beträgt das intervall derzeit bis zu 12 Wochen.
Bereits angekündigte Nachimpfung der Erstgeimpften
Dieser Prozess wird überlagert von der Nachimpfung der Erstgeimpften. Hier schwanken die Vorstellungen derzeit noch zwischen Nachimpfung von 6 Monaten bis 12 Monaten nach der Zweitimpfung.
Diesen Überlagerungseffekt von Nachimpfungungen, Zweitimpfungen und Erstimpfungen wird es deutschlandweit geben, die Situation wird sich, je nach Gefährlichkeit der sich nach wie vor entwickelnden Mutationen verschärfen, noch mehr allerdings für die Impfwilligen.
Natürlich profitiert auch der Nichtgeimpfte von den bereits Geimpften. Die Sorge allerdings bleibt, dass sich Ungeimpfte bei den Geimpften, die möglicherweise unfreiwillig als Träger einer Mutation fungieren, mit entsprechend schwerem Verlauf in der Folge anstecken können.
Biergarten und Urlaubsreisen als Sedativ für die Wähler
Zum einen ist das richtig, zum anderen bedenklich, wenn Deutschland Großbritannien aufgrund der indischen Mutante derzeit zum Virusvariantengebiet erklärt, die Spanier aber den Briten die Urlaubseinreise nicht verbieten wollen, weil sie auf Devisen angewiesen sind.
Da wird es mit Sicherheit wunderbare „Mitbringsel“ geben, vor allem, wenn die deutschen Reiserückkehrer, aufgrund ihrer vollständigen Impfung, noch nicht einmal in Quarantäne müssen.
Man möchte das Volk eben bei Laune halten, nötigenfalls zu Lasten der Allgemeinheit.
Impfangebote für Bayerische Ministerien
Dass es nach meiner Kenntnis bis zum 14.05.2021 pauschale Impfangebote für verschiedene Bayerische Ministerien gab, ist vor dem Hintergrund, dass noch immer einige Menschen aus der Priorisierungsgruppe 2 nicht einmal erstgeimpft sind, geradezu skandalös, wusste man um den drohenden Impfstoffmangel. Vielleicht ist skandalös ein unpassender Begriff. Raffiniert trifft wohl doch noch etwas besser des Pudels Kern.
Dafür lässt man sich jetzt besonders viel Zeit mit Überlegungen, ob ein Amt überhaupt ein Betrieb ist, während sich die Industrie und das Handwerk längst auf Betriebsimpfungen vorbereiten, entsprechend Impfstoff geordert haben und am 7. Juni 2021 loslegen werden.
Fürsorge funktioniert offensichtlich nur, wenn neben der betrieblichen Fürsorge auch ein wirtschaftlicher Motivationsfaktor gegeben ist.
Bayerischen Ämtern wurde indes zuvor, solange es eben opportun war, bayernweit ihre Systemrelevanz bescheinigt. Wie es um die Systemrelevanz tatsächlich aussieht, erleben wir jetzt.
Es freut mich außerordentlich, dass es auch in diesen Zeiten immer noch glaubwürdige CSU-Politiker, wie Landrat Thomas Habermann, gibt, die in dieser Angelegenheit des Impfens auch einmal klare Worte finden:
Glaubwürdigkeit hat eben nichts mit der Farbe des Parteibuchs zu tun, sondern vorrangig mit Verstand
Ausgerechnet in einer Zeit des erkennbaren Mangels an Impfstoff, auf die Idee zu kommen, die Impfpriorisierung aufzuheben, lässt mich am Verstand unserer Verantwortung tragenden Landes- und Bundespolitiker allerdings ernsthaft zweifeln.
Weitere Ablenkungsmanöver
Stattdessen läuft insbesondere in den sozialen Netzwerken eine Kampagne, die letzten Impfzweifler umzustimmen. Die mag es bestimmt noch geben. Doch der Impfzwang durch die Hintertür wird die Gruppe der Zweifler und Gegner bestimmt nach und nach weiter schrumpfen lassen.
Impfzweifler sollten uns derzeit keine ernsthafte Sorge bereiten. Aber das gezielte Umlenken der Aufmerksamkeit ist eben seit jeher ein probates Mittel, von den laufenden Problemen bei einer strategisch deutlich zu optimierenden Impfstoffversorgung aller Bevölkerungsteile abzulenken.
Natürlich kann sich das Bundesgesundheitsministerium ob der bisher insgesamt verabreichten Impfdosen selbst feiern. Das Problem bleibt dennoch die erhebliche Diskrepanz zwischen der Zahl der Erst- und Zweitimpfungen.
Wenn Spitzenpolitiker auf Bundes- und Landesebene etwas gelernt haben, dann herum zu manövrieren und immer wieder vom Thema abzulenken. Ihre Glaubwürdigkeit steigern sie damit natürlich nicht.
Die anstehende Bundestagswahl bietet zumindest die Möglichkeit, sich erneut auszusuchen, von wem man sich auf Bundesebene belügen lässt.
Diese wichtige Chance hat man auf Landesebene in Bayern erst wieder in drei Jahren. Die letzte bayerische Landtagswahl wurde während einer völlig unübersehbaren Corona-Ausgangslage im März 2020 kurz vor dem Lockdown durchgepeitscht.
Hier kann man sich erinnern, wenn man möchte.